UNDERDOG

#43

Mit 43 Ausgaben ist das Underdog-Fanzine eine Institution in der linkspolitischen Hardcore/Punk-Szene. Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich mit dem Thema „Gender“ beziehungsweise der „(De)Konstruktion und Gestaltung von Geschlechterverhältnissen und -rollen“.

Eine wahnsinnig interessante Angelegenheit, die zweifelsohne auch in Punk/Hardcore-Kreisen eine vertiefte Auseinandersetzung wert ist und den gesamten Diskurs in konstruktiver, angenehmer Weise prägen sollte.

Leider gelingt dies hier oftmals nur in einer gewohnt nüchternen, wiederholt unnötig komplizierten Sprache und mit einer teils unsympathisch wirkenden Verbissenheit. Das ist sehr schade, da sich in diesem Heft einige engagierte, belesene und schlaue Köpfe tummeln mögen, die den Diskurs – bestimmt nicht mal böswillig – nur einem kleinen „elitären“ Kreise ihrer Szene zugänglich machen.

Im Unterschied zu klassischen wissenschaftlichen Publikationen, könnten Fanziner doch umso mehr darauf achten, dass sie ihre interessanten und wichtigen Inhalte in einer Sprache vermitteln, die leicht zugänglich ist und vielleicht sogar manchmal Freude beim Lesen bereitet! Zum Inhalt: Nach einer Einleitung zum Schwerpunkt folgen Beiträge zu den Themen „Über das Patriarchat, Kapital und gesellschaftliche Reproduktion von sexueller Gewalt“, ein Interview mit der Rapperin Sookee zu „Quing: Lebensentwurf gegen Sexismus, Homophobie“, eins mit Manuela von FINISTERRE zu „Fight Normativity“, mit Heike Radvan zu „Geschlechterverhältnisse in der extremen Rechten“ und mein persönliches Highlight: Ein Interview mit Marion Schulze, einer Dozentin für Gender Studies am Zentrum für das Verständnis der sozialen Prozesse an der Universität Neuchâtel, zu „Mädchen im HC: Die Welt des Hardcore und ihre Geschlechterkonventionen“.

Trotz der eingangs formulierten Kritik ist das Fanzine lesenswert und die beiliegende CD mit zum Thema passenden Songs von AUS-ROTTEN, FINISTERRE, RESPECT MY FIST und so weiter eine schöne Sache.