BOB DYLAN

Time Out Of Mind

Dylan und Doppelalbum? Schnell liegt da natürlich „Blonde On Blonde“ auf der Zungenspitze, welches von nicht wenigen Dylan-Fans als ihr liebstes Album bezeichnet wird. Dreißig Jahre nach diesem Meilenstein veröffentlichte er dann 1997 mit „Time Out Of Mind“ das zweite Album in den Neunzigern, ein weiteres nach dem 89er „Oh Mercy“.

Dieses präsentiert sich hauptsächlich als reines Americana-Album. Dylan gibt sich arg grimmig, Tristesse und Verzweiflung machen sich breit, es ist schon ein recht düsteres Werk. Er lässt sich hinreichend Zeit, bis auf einen Song ist jedes Stück länger als fünf Minuten, Zeit genug jedenfalls, sich textlich ordentlich auszutoben.

Bemerkenswert scheint es allerdings, dass die bisweilen oft ins Surreale abdriftende Lyrik Dylans hier mit starkem Realitätsbezug ausgestattet scheint. Er wirkt so fokussiert und klar, gut sortiert wie selten zuvor.

„Highlands“, das den brachialen Schlusspunkt des Albums bildet, schleppt sich gar über die stattliche Länge von 17 Minuten dahin, ohne auch nur im Ansatz zu nerven oder zu langweilen. Das ist Dylans Ausdauerrekord.

Das Album, produziert von Daniel Lanois, trumpft natürlich auch mit hochkarätigen Begleitmusikern auf: Jim Dickinson und SIR DOUGLAS QUINTET-Organist Augie Meyers helfen an den Tasten aus, und der bewährte Sessionman Jim Keltner an den Drums bringt den Groove, der Dylan oftmals fehlt.

Sicherlich hat „Time Out Of Mind“ eine Ausnahmestellung im Dylan-Katalog, schön, dass es nun ein wirklich opulentes Vinyl-Reissue spendiert bekommen hat.