KILLING JOKE

Pylon

Es ist eine alte Liebe, die mich mit KILLING JOKE verbindet: 1985 erschien ihr fünftes Album „Night Time“ und „Love like blood“ wurde als (Maxi-)Single ausgekoppelt. Es gab damals wohl niemand, der Punk und Wave hörte und sich einmal die Woche mit seinen Freunden zum Punk/Wave-Abend in der örtlichen Disco traf, der den Song nicht kannte.

Für jeden DJ war „Love like blood“ ein gesetzter Standard, wie „Temple of love“ von SISTERS OF MERCY und „No tears“ von TUXEDOMOON. Das prägte eine Generation von Musikhörern, ja ein ganzes Genre, und wir alle wissen, dass es die in jungen Jahren gehörte Musik ist, die einen auf Dauer prägt.

Menschen und Bands entwickeln sich weiter, Klangfarben ändern sich, Lebensentwürfe auch, musikalische Vorlieben ebenso, und doch, meist kommt man irgendwann auf das zurück, was einem einst so viel bedeutete.

Auch wenn das einen Hintergrund hat, der einst gar nicht so erfreulich war („Es war eine genauso beschissene Zeit wie heute!“ sagt dazu Jaz von KILLING JOKE). Damit meine ich auf der persönlichen Ebene die nervigen Jugendjahre und gesellschaftlich die großen Themen der Achtziger: Kalter Krieg, atomare Aufrüstung, Waldsterben, Smog – es war alles grau damals ...

KILLING JOKE machten den Soundtrack dazu – und nach gewissen stilistischen Irrungen und Wirrungen in den Neunzigern tun sie das wieder, knüpften mit ihren letzten beiden Alben „Absolute Dissent“ (2010) und „MMXII“ (2012) an ihre stärkste Phase in den Achtzigern an und setzen diese Reihe mit „Pylon“ fort, ihrem bislang stärksten Album der Neuzeit.

Jaz Coleman: „Wir waren damals Teenager, und wir glaubten nicht, dass wir lange leben würden – ein Atomkrieg schien unausweichlich. Unsere Musik war unsere Art der Verarbeitung dieser Erfahrung, von Furcht und Schrecken – und genau das tun wir auch heute wieder.

Alles scheint sich zu wiederholen, wir scheinen kurz vor einem großen Krieg zu stehen und ich kann nur hoffen, dass es nicht so kommt.“ Und: „Wir erleben eine gefährliche Zeit, und wir als KILLING JOKE verarbeiten die Schrecken der modernen Welt in unserer Musik.

Heute ist die Zukunft wieder so ungewiss wie in den Achtzigern.“ „Pylon“ ist voll von starken Songs, „War on freedom“ etwa, „New cold war“, oder „Virus“, über den Coleman sagt: „Es ist eine Metapher für den sich mehr und mehr ausdehnenden technokratischen Faschismus und den Widerstand dagegen.“ In der Originalbesetzung von 1979 (Coleman/Walker/Youth/Ferguson) und ergänzt um Keyboarder Reza Uhdin schaffen es KILLING JOKE, einerseits an ihren Trademark-Sound von vor 30 Jahren anzuknüpfen, andererseits aber auch absolut aktuelle, in die Zeit passende und kein Stück nostalgische Musik zu machen – und sie freuen sich darüber so sehr wie ihre Fans.

Coleman: „Es ist wirklich außergewöhnlich, mit 55 Jahren die lebendigste, kraftvollste Musik deines Lebens machen zu können.“