ACACIA STRAIN

Foto© by Nick Francher

The new guy

Mit „Failure Will Follow“ und „Step Into The Light“ veröffentlichen THE ACACIA STRAIN gleich zwei neue Alben – oder ein Doppelalbum. Anders als bei vielen anderen Interviews, die mit Sänger Vincent Bennet geführt werden, haben wir dieses Mal die Möglichkeit, uns mit Neu-Gitarrist Mike Mulholland (ex-EMMURE) auszutauschen, der erst seit letztem Jahr in der Band spielt.

Wie ist es nun, nach ein paar Monaten als Stand-In festes Mitglied von THE ACACIA STRAIN zu sein?

Der Übergang war ziemlich reibungslos. Die Band und ich sind schon lange befreundet. Schon nach der ersten Show haben sie mich das erste Mal gefragt, ob ich fest einsteigen möchte. Darauf haben wir uns dann am Ende der Tour auch geeinigt. Es war aber nicht das erste Mal, dass sie mich gefragt haben. Schon in der Vergangenheit kam die Frage auf, damals war ich aber in einer anderen Band und es hat nicht geklappt. Im Februar 2022 haben Vincent und ich uns auf einen Kaffee getroffen und über die Ziele der Band unterhalten. Das fühlte sich gut für mich an. Es ist toll, zusammen mit einer Gruppe von Freunden unterwegs zu sein!

Was waren die Ziele, über die ihr gesprochen habt?
Wir sind alle mittlerweile Ende dreißig, Anfang vierzig. Mir ist es wichtig, dass alles nachhaltig ist. THE ACACIA STRAIN erfüllen das. Sie hatten einen langsamen, aber stetigen Aufstieg bis zu diesem Punkt. Darüber hinaus wollen wir alle nicht mehr so oft von zu Hause weg sein. Die Touren, die wir spielen, müssen also alle sitzen. Es ist nicht gut, wenn wir uns so ausbrennen, wie wir das im Jugendalter getan haben. Wir machen das alle, seit wir 18 sind, und waren seither oft acht, neun Monate im Jahr auf Tour. Mittlerweile haben wir alle Wohnungen und Familien. Wir möchten auch an diesem Leben mehr teilhaben und nicht nur heimkommen, um unsere Batterien aufzuladen. Aktuell planen wir, nicht länger als sechs Monate pro Jahr unterwegs zu sein. Außerdem mag ich es, dass THE ACACIA STRAIN als Band immer härter werden. Viele Gleichgesinnte hatten in der Vergangenheit ihre Hochs, bei THE ACACIA STRAIN ist es so, dass stets das aktuelle Album den Höhepunkt darstellt. Es wird immer härter und interessanter. Hier wird sich sowohl textlich, thematisch und musikalisch Gedanken gemacht, wie man das vorherige Werk übertreffen kann. Das hat mich überzeugt.

Hattest du schon die Gelegenheit, zu den kommenden beiden Alben etwas beizutragen?
Als ich eingestiegen bin, haben wir erst einmal dreieinhalb Wochen an der Ostküste getourt. Kurz davor hatten wir uns schon über Aufnahmen unterhalten. Ich war in der glücklichen Lage, ein paar Ideen von mir mit in den Ring zu werfen. Viele davon finden sich nun auch auf dem fertigen Album wieder. Aber insgesamt würde ich sagen, dass die gesamte Sache ein Gemeinschaftsprojekt ist. Jeder hängt sich rein. Alle sind jeden Tag zusammen im Studio, besprechen mit unserem Produzenten Randy Leboeuf die Musik und äußern ihre Gedanken. Die Vision, die wir als Band haben, ist immer größer als die des Einzelnen. Alle respektieren die Meinung des anderen und keiner kommt auf die Idee etwas einzubauen, dass nicht dem Song weiterhilft. Das habe ich in der Vergangenheit schon anders erlebt.

War es von Anfang an klar kommuniziert, dass das Album aus zwei Teilen bestehen wird?
Darüber habe ich tatsächlich schon mit Vince bei unserem ersten Treffen gesprochen. Er hatte darüber schon Jahre nachgedacht. Es war für mich also von Beginn an klar, dass es zwei Alben geben würde, deren Ausrichtung unterschiedlich ist, die aber miteinander verwoben sind. Wir sind mit Demos dafür ins Studio gegangen und haben zuerst das schnelle, verrückte Album eingespielt. Als wir damit fertig waren, haben wir uns ein, zwei Tage freigenommen und uns dann an das andere Album gesetzt, um es so heftig, traurig und soulcrushing zu machen. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis. Es ist fast schon filmisch, sich die beiden Werke hintereinander anzuhören. Hoffentlich nimmt sich jeder Fan die Zeit, vor allem für das langsame Album, um die Musik reifen zu lassen. Dimm das Licht runter, setz dir Kopfhörer auf und lass die Musik auf dich wirken!

Was war einfacher, die kurzen, knackigen Lieder zu schreiben oder die drei überlangen, epischen?
Ich habe auf der schnellen, chaotischen Seite des Albums mehr beigetragen. Devin ist eher der, der sich für die heftige, langsame Seite verantwortlich zeichnet. Wie gesagt, ich war eher bei den schnelleren Lieder dabei. Natürlich habe ich, mit meinem Hintergrund, auch hier und da ein paar Slam-Parts beigesteuert. Ich liebe es, Breakdowns zu schreiben. Das mache ich nun schon mein gesamtes Erwachsenenleben. Es war ziemlich cool. Bei THE ACACIA STRAIN gibt es diesbezüglich kein Limit, außer unsere eigene Vorstellungskraft. Grundsätzlich wird nichts ausgeschlossen und wir versuchen immer, so gut wie möglich abzuliefern. Es muss nur alles live umsetzbar bleiben.

Das finde ich bei THE ACACIA STRAIN immer sehr spannend. Du weißt zwar ungefähr, in welche Richtung es gehen wird, am Ende wirst du aber überrascht und es ist nie Standardkost.
Es gibt bei der Ausrichtung der Band keine Kompromisse. Ich persönlich finde es spannend, wenn eine Band auf einem Album etwas Neues versucht. Den Fan-Backclash, den es da oft gibt, kann ich nicht verstehen. Es ist ja nicht so, dass die Band plötzlich aufhört, das alte Material zu spielen. Gerade live werden kaum Songs von neuen Alben gespielt, höchstens mal ein bis zwei. Der Rest ist alt. Was ich bei THE ACACIA STRAIN aber besonders mag, ist die Vielschichtigkeit. Klar, es ist brutal, aber es gibt immer mehrere Ebenen und Schichten, in die man eintauchen kann.