AMALIA BLOOM

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Emo und Dolce Vita

Aus Norditalien kommt die junge Emo-Band AMALIA BLOOM. Sänger Tom und Gitarrist Ettore erklären, wie es dort mit der DIY-Szene aussieht und was ihren Stil und die Lyrics ausmacht.

Euer Sound ist inspiriert von Emo-Hardcore Bands aus beispielsweise den USA. Wen würdet ihr als Einflüsse nennen?

Ettore: Es ist schwierig, darauf eine schlüssige Antwort zu geben. Wir lassen uns natürlich von großartigen Bands wie TOUCHÉ AMORÉ, BIRDS IN ROW und POISON THE WELL beeinflussen, aber gleichzeitig kommt unser Sound auch daher, dass wir fünf – sehr unterschiedliche – Seelen unserem Songwriting Raum geben und uns das Schreiben die Möglichkeit gibt uns auszudrücken, so dass es sich nach uns selbst anfühlt. Musik zu machen bedeutet für uns ein geteiltes Erlebnis, das zu einem künstlerischen und menschlichen Wachstum führt.

Gerade ist „Picturesque“ erschienen, euer neues Album. Gibt es darauf ein übergreifendes Thema?
Tom: Für dieses Album habe ich über verschiedene Inhalte geschrieben, insbesondere aber über Menschen, die umziehen, und die Gründe, warum sie das tun. Das Konzept kommt von einem Bild, das mir eines Tages in den Sinn kam: An einem normalen Morgen fällt eine Frau auf der Mitte einer Kreuzung von ihrem Fahrrad. Alle anwesenden Personen reagieren anders und auf eine Art beschäftigt sich jeder Song mit einem anderen Charakter und alle handeln und fühlen unterschiedlich. Dieses Bild hat keine besondere Message, aber es erschien uns perfekt, um symbolisch die Motive des Albums darzustellen. Das Leben ist eine Reise und manchmal stolperst du. Aber es ist wichtig, aufzustehen und deinen Weg weiterzugehen.

Wie war es für euch, ein Album zu produzieren und nicht zu wissen, ob ihr damit sofort touren könnt?
Ettore: Wir waren eingeschüchtert von den Schwierigkeiten, die uns bei der Promotion des Albums erwarten könnten. Wir sind eine Band, die diese Interaktion braucht, die nur Live-Shows einem geben können und unser Ziel war und ist es, unsere Musik in Italien und Europa zu verbreiten und so viele Leute wie möglich kennen zu lernen. Wir sind froh, dass wir seit Anfang des Jahres Konzerte spielen und unser Album in verschiedenen Länder vorstellen konnten.
„Sleeping beauty“ dreht sich um den inneren Konflikt, wenn man sein Heimatdorf verlassen möchte, um sein eigenes Leben zu leben, gleichzeitig aber sein Zuhause nicht verlassen will. Wie fühlt sich das für euch an?
Tom: Sagen wir so: Musik ist ein gutes Ventil für Frustration, wenn man gezwungen ist, an einem Ort zu bleiben, der in der Vergangenheit verhaftet ist und sich gegen Modernität sträubt. Ich liebe unsere Stadt sehr, aber zuletzt fühlte es sich eng an. Ich denke, der Ort braucht eine radikale Veränderung, die aber unmöglich erscheint.

Was gefällt euch an eurer Heimatstadt und was nicht?
Ettore: Vicenza steckt voller Geschichte und man kann atmen, wenn man über die Straßen läuft. Es ist keine große Stadt, aber ihre Schönheit und Kunst ist unbezahlbar. Die Stadt ist außerdem die Heimat von Andrea Palladio, einem der größten Baumeister der Renaissance. Er hat viele Generationen von Architekten inspiriert, wie zum Beispiel James Hoban, der das Weiße Haus entworfen hat. Vicenza ist unser Zuhause, der Ort, an dem wir aufgewachsen sind und in dem wir unsere ersten Schritte auf dieser Welt gemacht haben. Wir sind tief mit der Stadt verbunden, aber wir spüren die Grenzen. Die Stadt kann durch einen Mangel an Zukunftsplanung erstickend wirken, denn das bietet keine Perspektive für sich und ihre Einwohner.

Wie ist die Musikszene dort?
Ettore: Allgemein hatte Italien immer eine florierende Musikszene, von Screamo über Emo bis Hardcore. Wir haben lokale Shows besucht, seit wir Kids waren und, wir konnten viel von den Bands lernen, die wir live sehen und mit denen wir sprechen konnten. Das hat uns in unserer eigenen Musik gepusht. Ehrlich gesagt scheint in letzter Zeit aber der Wunsch, seine Kräfte zu bündeln und sich gegenseitig unterstützen, nachzulassen. Das hält viele davon hab, einen Schritt nach vorne machen zu können. Außerdem schließen viele Clubs, deshalb ist es schwieriger, Möglichkeiten zu finden, um aufzutreten. Aber wir haben eine positive Einstellung zur Zukunft und glauben an DIY und daran, dass Punkrock immer einen Weg finden wird, sich selbst zu präsentieren.