BAD RELIGION

It's tested!

Anderthalb Jahre sind seit dem letzten BAD RELIGION-Album „The Gray Race“ schon ins Land gegangen, da macht es Sinn, die Fans mit einem Live-Album bei Laune zu halten – vor allem angesichts der Tatsache, dass es noch ein ganzes Weilchen dauern wird, bis die US-Altpunks eine neue Platte in Angriff nehmen. Damit die Sehnsucht nicht völlig ungestillt bleibt, gibt’s diesen Sommer immerhin ein paar Festival-Auftritte auf deutschem Boden. Intro sprach mit Brian Baker über den Stand der Dinge in Sachen BAD RELIGION.

Der entschuldigt sich erstmal für seine Trantütigkeit, denn es brauchte fünf Anläufe, bis ich den Mann selbst und nicht nur seinen Arufbeantworter am Apparat hatte: „Wir sind gerade am Aufnehmen, weißt du. Nein, kein neues Album, wir spielen nur ein bisschen rum und machen uns Gedanken. Wir haben nicht mal neue Songs geschrieben, sondern hängen nur alle zusammen bei Greg ab. Ab und zu machen wir mal so ’ne „Bandwoche’, denn wir wohnen ja alle in verschiedenen Städten. Einfach nur, damit wir uns daran erinnern, dass wir eine Band sind. Wir treffen uns, machen ein Barbecue, reden, diskutieren, machen Musik – schauen uns Hockeyspiele im Fernsehen an, für die Euro-Shows wird allerdings in Deutschland stattfinden, genauer gesagt in Hannover. „Wir werden drei oder vier Tage vorher rüberkommen und bei unserem deutschen Tourmanager wohnen. Der lässt uns umsonst bei sich wohnen, was cool ist und viel angenehmer und billiger als ein Hotel. Außerdem hat er einen Proberaum, den wir nutzen können.“, erzählt Brian. „Außerdem hat Jens, unser Manager, eine exzellente Plattensammlung und wir können selber kochen.Und den Proberaum nutzen.“
Wie im letzten Jahr stehen für BAD RELIGION auch diesmal wieder einige Festival-Auftritte auf dem Programm. „Mir persönlich sind Shows in kleinen Clubs ehrlich gesagt lieber“, stellt Baker fest, eine unter alten Punk-Haudegen nicht gerade seltene Meinung. „Andererseits sind Festivals o.k., wenn wir dadurch in einer Gegend spielen können, wo sonst keine Club-Gigs zu bekommen sind. Außerdem hängt meine Laune auch immer vom jeweiligen Festival ab, von der Stimmung dort, der Organisation, den anderen Bands. Ich meine, wir haben schon die ganze Palette von genial bis beschissen gehabt, und auf ein paar Festivals werden wir deshalb sicher nie wieder spielen.“ Wie bereits eingangs erwähnt, wird es sicher noch eine ganze Weile dauern, bis sich BAD RELIGION an ein neues Studioalbum machen. Brian: „Wir haben beschlossen, uns diesmal wirklich Zeit für die Vorbereitungen zu lassen. Bei den letzten drei Alben lief es nämlich immer so, dass wir von der großen Tour zurückkamen, einen Monat pausierten und dann schon wieder mit dem Songwriting für die nächste Platte beginnen mussten. Die letzten drei Jahre waren deshalb richtig harte Arbeit und wir wollen es diesmal lockerer angehen. Ich denke, wir werden irgendwann im Herbst mit den Aufnahmen beginnen, und das Album wird dann nächstes Frühjahr erscheinen.“ Langweilig wird es Brian, der mittlerweile wieder in Washington, D.C. wohnt, trotzdem nicht werden. „Ich habe ein paar Bandprojekte laufen, nur so zum Spaß“, erzählt der Mann, der sich einst bei MINOR THREAT und DAG NASTY Punkrock-Lorbeeren verdiente. „Konzerte hier in der Gegend, und das ist schon alles, was ich mache. Ich komme derzeit ohne Job klar, und das ist echt ’ne feine Sache. So sitze ich auch einfach mal ’nen ganzen Tag zuhause und spiele Gitarre.“ Das dieses Frühjahr erschienene Live-Album „Tested“ möchte Baker übrigens nicht als Lückenbüsser verstanden wissen. „Das Ganze ist eigentlich nur eine Platte für unsere echten Fans. Ich erwarte nicht, dass jemand diese Platte kauft, der vorher noch nie was von BAD RELIGION gehört hat. Wir wollten schon seit Jahren eine Liveplatte machen, schon alleine, weil von uns unzählige miserable Livemitschnitte kursieren. Und so sammelten wir über Monate hinweg Aufnahmen, sichteten zig Stunden Material und die CD kam deshalb jetzt raus, weil wir uns nach der letzten Tour an die Arbeit machten und Anfang des Jahres fertig waren. Wir mischten es ab. Ich bin echt stolz darauf, weil wir wirklich alles selbst gemacht haben.“ Und wie Brian weiter erzählt, war vor allem die Sichtung der Aufnahmen eine ziemlich Leistung: „Wir sind alle nicht die besten Musiker – hey, wir sind schließlich Punks! Wer uns mal live gesehen hat weiß, dass wir uns ständig verspielen und selten mal ein Song so klingt wie auf Platte. Und deshalb mussten wir für „Tested“ vor allem Mitschnitte auswählen, wo man das Original zumindest halbwegs erkennen kann, hehe. Oder keiner von uns so daneben lag, dass es richtig peinlich wird.“ Wollen wir hoffen, dass BAD RELIGION ihr Warm-up in Hannover nutzen können, ihre Punkmaschine zu ölen und auf Touren zu bringen ...