BAMBIX

Flying Dutchgirls

Punkrock, Girls und Jägermeister – auf diese – zugegeben etwas vereinfachende Formel – lassen sich die Grundzutaten der BAMBIX bringen, dem neben NRA leckersten musikalischen Exportartikel der Niederlande.

„What’s In A Name“ heißt deren neues Album, ihr drittes, das wiederum auf Vitaminepillen erschienen ist, und kurz bevor Sängerin und Songwriterin Willia van Houdt alias Wick BAMBIX samt Band aus dem heimischen Nijmegen gen Kassel aufbrach, um mit der TERRORGRUPPE über Weihnachten durch Deutschland zu touren, fand sich noch Zeit für dieses Interview.
Aber apropos TERRORGRUPPE: Wie sehen die Erwartungen an eine gemeinsame Tour im Nightliner aus, mit furzenden Typen eingesperrt? Willia lacht: „Das weiß ich noch nicht, das ist unsere erste gemeinsame Tour, aber wir kennen uns schon von einigen Konzerten. Und was soll uns noch passieren, nachdem wir eine Tour mit GBH überlebt haben?“ Gute Frage, denn die Erfahrung, mit den englischen Punkveteranen durch Europa zu touren, war wohl doch eine prägende. Was nun das „störende“ Eindringen einer Band, in der zwei Frauen spielen, in die zotige Welt tourender Männerbands anbelangt, so ist sich Willia, die alles andere ist als ein verzärteltes Pflänzchen, nicht ganz sicher, worin nun genau der Unterschied besteht: „Eigentlich besteht die traditionelle BAMBIX-Besetzung aus mir, der Bassistin und einem Schlagzeuger, plus unserer Merchandiserin. Für eine Tour in Kroatien hatten wir auch mal einen Bassisten, und ich war die einzige Frau im Bus und es war ein ganz anderes Gefühl. Wenn nun Männer unter sich sind, ist es aber so, dass die Gespräche sich nur um Sex und Frauen drehen, während dann, wenn Frauen dabei sind, doch noch ein paar mehr Themen drin sind.“
Ach ja? Und worüber unterhalten sich die BAMBIX auf Tour? Sex und Männer? „Haha, nein, wir machen was ganz anderes: wir kaufen uns deutsche Zeitschriften mit schön vielen Interviews und stellen uns untereinander diese Fragen. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, und bevor wir uns versehen sind wir dann auch schon am Konzertort angelangt.“
Wie geht Willia mit der „Problematik“ um, dass von Frauenbands immer auch irgendwie engagierte Statements erwartet werden? „Stimmt schon, dieses Problem besteht, aber als wir früher noch eine „richtige“ Frauenband mit drei Frauen waren, war das schlimmer: alle Interviews waren ausgerichtet auf das Frau-Sein und nicht auf die Musik, die wir machen. Wir wurden ständig auf Frauenmusik-Festivals eingeladen, bei denen keine Männer erlaubt waren, und sowas. Wir haben da aber nie mitgespielt, denn man gerät da sehr schnell auf eine Schiene, von der man nicht mehr wegkommt. Die Leute drücken dich dann in eine Richtung, in die du nie gehen wolltest. Als damals die Drummerin ausstieg, war es deshalb klar, dass wir einen Mann für diese Position nehmen, und in der Tat war dieses Frauenband-Ding ab diesem Augenblick erledigt. Das Geschlecht war nicht mehr relevant, die Musik wurde plötzlich wahrgenommen.“
Ein Problem, das die BAMBIX, wie Willia erzählt, mit Bands wie L7 teilen, wobei sie betont, dass ihr Themen wie Feminismus und Emanzipation aber sehr wichtig seien: „In meinen Texten tauchen diese Themen immer wieder auf, aber mit der Musik hat das nichts zu tun.“ Die schreibt Willia im Alleingang, wie sie erzählt, und bestätigt meinen Eindruck, dass „What’s In A Name“ das trotz der schon großartigen Vorgänger „Crossing Common Borders“ und „Leitmotiv“ noch eine Steigerung darstellt. Willia: „Unsere erste Platte gefällt mir schon gut, aber wir konnten damals einfach noch nicht so gut spielen. Wir brauchten Zeit, um unsere Instrumente kennen zu lernen, um das Aufnehmen von Platten zu lernen. Anfangs hatten wir etwa das Problem, dass jeder Livemischer beim Anblick von drei Frauen gleich einen BANGLES-Sound gemacht hat statt Punkrock. Drei Frauen, das muss ja so klingen, verstehst du? All das haben wir mittlerweile hinter uns gelassen, wir sind auf unseren Instrumenten besser geworden und konzentrieren uns jetzt eben auf die Musik, ohne störendes Drumherum.“
Was nun die Musik anbelangt, so sind die BAMBIX, gerade mit dem neuen Longplayer, eine sehr druckvolle, mitreissende Punkrockband, die abseits von Trends ihr ureigenes Ding macht und dabei auf eingängige, aber nie simple Melodien setzt und es an der nötigen Aggression nicht mangeln lässt. Willia: „Es gibt eigentlich kein musikalisches Ziel, auf das wir hin arbeiten, und wenn ich unsere Musik darin orientieren würde, was ich derzeit höre, dann hätte das was mit Country und Dolly Parton zu tun – oder mit Singer/Songwriter-Musik à la INDIGO GIRLS. Metal und Punk und Hardcore beeinflussen mich aber natürlich auch, wobei ich mir mein Pensum an EXPLOITED und Mike Ness eigentlich auf Tour hole. Das reicht dann auch für die Zeit zuhause, da kommt dann höchstens mal BOY SETS FIRE auf den Plattenteller. Unser Stil ist eben der BAMBIX-Stil.“
Und den sollte mensch keinesfalls live versäumen – bevor die BAMBIX womöglich wieder nach Brasilien verschwinden, wo sie letztes Jahr zusammen mit den NITROMINDS tourten und sogar auf MTV Erfolge feiern konnten.