BRUNHILDE

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Alles auf Anfang

Mit ihrem Album „To Cut A Long Story Short“ schlagen BRUNHILDE ein ganz neues Kapitel auf. Die Songs klingen nach Crossover aus den Nineties, die Vocals erinnern an kraftvolle Stimmen wie die von Sandra Nasic (GUANO APES) oder Marta Jandová (DIE HAPPY). Schuld daran ist vor allem der Produzent: Charlie Bauerfeind, der wie BRUNHILDE aus Mittelfranken stammt und sich als Sounddesigner von Bands wie HELLOWEEN, BLIND GUARDIAN oder RUNNING WILD einen Namen gemacht hat. Wie es zum Sound-Update bei BRUNHILDE kam, erzählen Sängerin Caro Loy und Gitarrist Kurt Bauereiß.

Viele andere Medien sprechen bei „To Cut A Long Story Short“ von eurem Debütalbum. Dabei hat ihr schon zwei Alben veröffentlicht, die aber eher nach Doro Pesch klingen.

Caro: Du bist einer der wenigen Journalisten, die sich richtig informiert haben. Wir selbst haben nie behauptet, dass wir Newcomer sind. Wir wollen unsere beiden ersten Alben auch nicht verleugnen. Wir betrachten sie aber als eine Art Findungsphase. Unsere Musik hat jetzt einen moderneren Sound bekommen, wir nennen das jetzt BRUNHILDE 2.0.

Woher kommt dieser Kurswechsel? Was hat den Impuls dafür gegeben?
Kurt: Unser Produzent Charlie Bauerfeind hat mit uns eine neue Ära in der Bandgeschichte eingeläutet. Er war zufällig mit einem anderen Projekt bei uns im Studio und hat die neuen Songs gehört. Dann hat er spontan vorgeschlagen, dass wir gemeinsam einen neuen Sound entwickeln. Er hat die Soli aus den Arrangements gestrichen und zehn Tage lang an Gitarrensounds getüftelt. Es sollte einfach alles moderner und brutaler klingen.

Aber Charlie steht doch eigentlich für sehr konservativen Oldschool-Heavy-Metal und gilt nicht unbedingt als Modernisierer.
Caro: Viele Leute trauen ihm das nicht zu, aber er kann auch ganz andere Töne produzieren. Der steht auch voll hinter dem Sound, den er uns verpasst hat.

Um was geht es in euren Songs, zum Beispiel „When you were born (I was already dead)“ oder „Sleeping with my enemy“?
Caro: „When you were born“ handelt davon, dass manche Leute eben gedanklich schneller sind als andere. Wenn jemand anfängt zu denken, sind andere schon fertig mit der Verwirklichung des Gedankens. Deshalb: Wenn du geboren wirst, bin ich schon längst wieder gestorben. Manche Leute sind einfach so lahmarschig. Im Song „Sleeping with my enemy“ geht es um ein Alter Ego, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Eine zweite Persönlichkeit.

Mit „So bad“ habt ihr ja auch ein Stück von Nina Hagen gecovert. Habt ihr einen besonderen Bezug zu ihr?
Caro: Nina Hagen ist einfach eine Ikone für uns. Wir kennen sie natürlich nicht persönlich, aber an dieser Frau kommt man im Musikbusiness nicht vorbei, finde ich. Die ist einfach nur Wahnsinn.

Auf dem Papier sind BRUNHILDE ein Duo. Wie steht ihr als Band auf der Bühne?
Kurt: Wir haben jetzt eine neue Besetzung zusammengestellt und fangen nächsten Monat an zu proben. Denn im Sommer startet hoffentlich die Festivalsaison. Die Namen kann ich aber noch nicht verraten, es werden ähnlich hochkarätige Leute sein, so wie die Musiker im Studio.
Caro: Wir hatten schon ein festes Line-up, aber durch Corona waren die Leute gezwungen, sich andere Jobs zu suchen. Die können von der Musik allein nicht leben und das ist richtig scheiße für uns. Wir verdienen als Band auch nicht so viel Geld, dass wir sie damit alle ernähren könnten.
Kurt: Die Songs schreiben Caro und ich und wir haben uns immer wieder Musiker ins Studio geholt, die unsere Songs mit uns einspielen. Bei den ersten beiden Platten hatten wir ein ganz anderes Line-up.

Wart in vor BRUNHILDE bereits in anderen Bands aktiv?
Kurt: Ich mache schon mein ganzes Leben lang Musik und habe vor allem in vielen Coverbands gespielt. Zum Beispiel bei STREETLIFE oder CRY FREEDOM. Ich hatte einen Künstlervertrag bei Sony und war viel als Aushilfsmusiker unterwegs.

In Fürth hast du ein eigenes Studio namens Streetlife, europaweit eines der größten, steht auf der Homepage.
Kurt: Streetlife hat einen großen Aufnahmesaal, in dem wir ganze Orchester aufnehmen können. Die Nürnberger Symphoniker sind regelmäßig bei uns, wir haben aber auch bekannte Künstler wie Roger Chapman, HELLOWEEN oder FIDDLER’S GREEN aufgenommen. Damit verdienen wir unsere Brötchen, vor allem weil Konzerte gerade ja nicht möglich sind.

Euer Bandname hat mich ein bisschen irritiert. Brunhilde ist ja ein brutales Mannweib aus dem Nibelungenlied. Das weckt gleich komische Assoziationen. Wie geht ihr damit um?
Caro: Den Bezug zum Nibelungenlied hatten wir gar nicht auf dem Schirm. Wir haben den Tarantino-Film „Django Unchained“ geschaut und da hieß die Frau von Django eben Brunhilde. Ich fand cool, wie sie es auf Englisch ausgesprochen haben, und hielt das für einen guten Bandnamen. An Siegfried und Co. habe ich überhaupt nicht gedacht. Bis uns irgendeiner mal darauf angesprochen hat.

Mit eurem Projekt „Brunhilde Against Fascism“ habt ihr euch eindeutig gegen Deutschtümelei positioniert. Warum war euch das wichtig?
Caro: Ich finde, rechtsradikales Denken und Faschismus hat in unserer Zeit nichts mehr zu suchen. Die Leute, die solche Strömungen immer noch unterstützen, verstehe ich überhaupt nicht. Die Merchandise-Aktion ist entstanden zum 75. Jubiläum des Tages der Befreiung. Fans können seitdem Shirts mit BRUNHILDE beim Entsorgen eines Hakenkreuzes auf unserer Website kaufen. Die Hälfte des Gewinnes spenden wir an die Organisation „Laut gegen Nazis“.

Euer letztes Album „Behind My Mind“ ist beim Frankfurter Label Bellfire Records erschienen. Jetzt habt ihr euer eigenes Label Count & Countess gegründet.
Kurt: Für uns ist die Band ein Fulltimejob, wir stecken unsere komplette Energie da hinein. Deshalb wollen wir alles selbst machen und vermeiden, dass ein fremdes Label mit uns Geld verdient. Wir haben nur Management und Booking, die in Hamburg sitzen, sonst bleibt alles in unserer Hand.
Caro: Durch unser eigenes Studio brauchen wir kein Label, das uns eine Produktion finanziert. Wir hatten unser fertiges Produkt schon in der Hand. Mit unserer DIY-Strategie haben wir es natürlich schwerer als andere in Sachen Reichweite, aber das wird auch auf unsere Weise laufen.

Wie sieht euer Businessplan aus, was habt ihr euch vorgenommen?
Kurt: Wir wollen mit BRUNHILDE eine eigene Marke schaffen. Das soll ein Sound und ein Style sein, der für sich steht. Wir wollen, dass den Leuten unsere Musik gefällt, und wir wollen Spaß haben.