DAGGER THREAT

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Ohnmächtig aber nicht tatenlos

Mit „Weltschmerz“ haben DAGGER THREAT aus Hamburg ihr zweites Album veröffentlicht und der Name ist Programm. Was den Schreibprozess beeinflusst hat und wie er mit Weltschmerz umgeht, berichtet Sänger Tim Rogler im Interview.

Weltschmerz“ ist der Name der eures Albums und quasi auch das Motto. Warum dieser Titel und warum auf Deutsch?

Als wir begonnen haben, die Songs für die neue Platte zu schreiben, haben wir gleichzeitig wieder nach einem Oberbegriff gesucht, der alle Titel unter einem Namen vereint. Ähnlich wie bei dem ersten Longplayer „Gestaltzerfall“ ist uns dann das Wort „Weltschmerz“ in den Schoß gefallen, das auch eins zu eins so ins Englische übersetzt wird. Entsprechende Themen gibt es leider mehr als genug und die Melancholie, die in den Songs spürbar ist, passt perfekt zu dem Titel.

Auf Deutsch sind auch Intro und Epilog des Albums. Was hat es damit auf sich? Ich hatte richtig Gänsehaut beim Hören, weil der Epilog so schwer daherkommt plötzlich.
Sehr gut, Ziel erreicht haha. Wir wollten mit dem Prolog gleich vorneweg eine Grundstimmung erzeugen, die sich wie ein roter Faden durchzieht und mit dem Epilog quasi in der endlosen Verzweiflung gipfelt. Die Hörer:innen direkt einfangen und am Ende loslassen. Die Texte stammen aus der Feder unseres Drummers Sascha und eingesprochen hat es unser Kumpel Kirby, der unter anderem als Synchronsprecher tätig ist.

Was bedeutet Weltschmerz für dich?
Schmerz, Verzweiflung, Unzulänglichkeit und noch mehr. Es ist passiert so viel Scheiße auf diesem Planeten und mir selbst geht es manchmal so, dass ich mich dem Ganzen absolut nicht mehr gewachsen sehe, bei der Informationsflut und dem Geschehen. Sachen wie Hanau, dann Pandemie inklusive Lockdown, George Floyd, Reichsflaggen am Bundestag und so weiter. So viel Mist, der verdaut werden muss. Und plötzlich sitzt du nur noch zu Hause und die Nachrichten hageln auf dich ein. Und da habe ich gemerkt, dass ich selbst auf solche Sachen überhaupt gar keinen Einfluss nehmen kann. Ich würde es aber gerne. Und dadurch ist für mich so was wie ein Ohnmachtsgefühl entstanden. Das beschreibt es, denke ich.

Wie gehst du selber damit um?
Ablenkung. Ich bin froh, dass ich diese Emotionen in einen Antrieb für das Album umwandeln konnte. Zu der Zeit war es aufgrund der Lockdowns und Sperrstunden nicht möglich, meinen eigentlichen Hobbys nachzugehen. Die Band lag auf Eis, an Konzerte und Fußball war nicht zu denken, zum Glück hatte ich den Privileg, mir ein Homegym zusammenbasteln zu können, das hat mir sehr geholfen. Und ich habe eine Zeit lang Instagram und Twitter deinstalliert. Ich habe mich dann auf das Texteschreiben konzentriert, um mir bisschen Luft zu machen.

Ihr habt mit „Wither“ und „Faint“ Songs dabei, in denen auch clean gesungen wird. Wer macht das?
It’s me, haha. Man mag es nicht glauben, aber ist so. Ich habe mich ja schon bei dem Song „Dystopia“ am Cleangesang versucht und die beiden genannten Songs haben so einen prägnanten Refrain, dass da einfach gesungen werden muss. Geht nicht anders. Und ich bin froh, dass mich Paras, das ist unser Producer im Level3Entertainment Studio, so gepusht hat. Ich bin super zufrieden mit dem Ergebnis.