DEVIL MAY CARE

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Dantes Inferno

Klassischen Stoff als Musik aufzuarbeiten passiert immer wieder. Vor allem die „Göttliche Komödie“ ist, trotz ihrer 700 Jahre auf dem Buckel, nicht aus unserer Pop-Kultur wegzudenken. So finden sich Bezüge oder direkt ganze Vertonungen des Buches in den Werken klassischer Musiker wie Puccini, Rachmaninow oder Tschaikowski bis hin zu zeitgenössischen Bands wie ­SEPULTURA, FIVE FINGER DEATH PUNCH oder ALESANA. Nun haben sich auch die Würzburger DEVIL MAY CARE auf ihrem neuen Album Dantes Werk angenommen. Gitarrist Lukas zeichnet mit verantwortlich für Texte und Konzept auf „Divine Tragedy“.

Ihr habt euer Album in Anlehnung an Dantes „Göttliche Komödie“ „Divine Tragedy“ genannt – welchen Einfluss hatte das klassische Werk auf euer Album?

Das klassische Werk liefert den äußeren Rahmen für unser Album „Divine Tragedy“ und bringt die Arten der Selbstzerstörung, denen wir unsere Songs gewidmet haben und denen wir als Menschen ausgesetzt sind, unter einen Hut. In den Texten finden sich viele Metaphern und Anspielungen auf Dantes Werk.

Wie kommt eine Hardcore-Band 2021 darauf, sich auf ein Buch, das dieses Jahr 700 Jahre alt geworden ist, zu beziehen? Und mal Hand aufs Herz: Hattet ihr den Klassiker einfach im Schrank stehen?
Gleich vorweg: Das Buch steht selbstverständlich in meinem Bücherregal, da wir während des Songwritings immer wieder darauf zurückgegriffen haben, obwohl ich es mir nicht zu diesem Zweck gekauft habe. Wie und aus welchem Grund es in meinen Besitz kam, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Ich bin einfach grundsätzlich interessiert an den großen Werken der Vergangenheit und Gegenwart. Tatsächlich finden sich in vielen Werken der Neuzeit Anspielungen auf die „Göttliche Komödie“, sei es in Songs, Filmen oder Computerspielen.

In der „Göttlichen Komödie“ reist der Protagonist durch drei Jenseitsreiche, gibt es da eine Entsprechung auf eurem Album? Welche Reise tritt man auf „Divine Tragedy“ an?
Die „Göttliche Komödie“ gliedert sich in drei Teile: Dantes Abstieg in die Hölle „Inferno“, seine Läuterung im „Purgatorio“ und die abschließende ihm erteilte Absolution im „Paradiso“. Bedingt durch die Albumthematik der Höllenkreise halten wir uns eher beim Inferno auf. Wie auch auf dem Album steht unsere eigene Läuterung noch aus und erst die nächsten Jahrzehnte werden zeigen, ob wir unsere Welt in ein Paradies oder die Hölle verwandeln. Es bleibt also genug Stoff für die nächsten Alben übrig auch wenn wir uns dazu bisher noch keine Gedanken gemacht haben.

Bei solchen Konzeptalben frage ich mich immer, was zu erst da war: Die Musik oder die Texte respektive das Konzept. Wie war das bei euch und habt ihr da Kompromisse eingehen müssen?
Die Idee dazu entstand spontan im Proberaum, als wir gerade den Text zu unserer dritten Single „Into the abyss“ geschrieben haben wodurch, sich gerade in diesem Song die Metaphorik deutlich herausstellt. Das Thema hat alle anderen Texte direkt super integriert und uns auf zig neue Ideen gebracht. Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass wir uns von Dantes Abstieg in die Hölle zu den Inhalten des Albums inspirieren lassen.

Darauf zeichnet ihr ein eher düsteres Bild von der Menschheit und ihrer Zukunft. Wie bewahrt ihr Hoffnung, welche konkreten Maßnahmen setzt ihr als Band oder privat um?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist das unserer Meinung nach auch so. Eines unserer Kernthemen ist hier der Schutz der Meere als eines unserer wichtigsten Ökosysteme und die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd, bei der ich bereits seit einigen Jahren als Volunteer und Schiffsführer auf See bei der Geisternetzbergung aktiv bin.

Ihr habt auch einige Gastmusiker:innen dabei. Auf wen fiel eure Wahl und warum habt ihr gerade diese eingeladen? Was ist da eure Connection? Was, denkst du, bringen die Gäste mit auf euer Album?
Wir finden Features generell eine super Sache, die eine spannende Abwechslung in die Songs bringen. Wenn man sich in Deutschland nach Post-Hardcore-Bands umschaut, kommt man an RISING INSANE und VENUES nicht vorbei, was für uns eine super Möglichkeit war, um da mal Kontakte zu knüpfen. Der Kontakt zu LIKE ­PACIFIC entstand durch unsere letzte Tour mit den CANCER BATS. Der deutsche Rap-Part von Jojo von SPERLING ist wohl das interessanteste Feature auf dem Album. Das hat einfach direkt wie die Faust aufs Auge gepasst und wir fanden die Idee super, einen deutschen Part auf einem ansonsten englischsprachigen Album zu haben.

Und zu guter Letzt, lass uns positiv aufhören: Wenn du in die Welt schaust – was gibt dir Hoffnung?
Vor uns allen liegt eine gewaltige Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Lichtblicke sind hier die Helden unserer Zeit und die NGOs, die in den letzten Jahren immer wieder unseren Weg gekreuzt haben. Menschen, die ihr ganzes Leben einem Ideal widmen und alles für eine bessere Welt geben. Es gibt Hoffnung, doch wir müssen genau jetzt gemeinsam handeln!