ENTHEOS

Foto© by Daniel Alvarado

Die Gemeinsamkeit des Vergänglichen

Die musikalische Karriere von ENTHEOS steht in voller Blüte: neues Label, neues Album und anstehende Tourneen in Europa, UK und den USA. Doch was motivierte die Progressive-Metal-Band aus Kalifornien zu ihrem kommenden Werk „Time Will Take Us All“ und inwiefern spielte der Umgang mit der Flüchtigkeit des Lebens eine Rolle? Sängerin Chaney Crabb klärt uns auf.

Am 3. März veröffentlicht ihr euer drittes Album „Time Will Take Us All“. Was kannst du uns über den Titel selbst erzählen und welche Idee steckt hinter der Platte insgesamt?

Das Konzept dreht sich um persönliches Wachstum und Reflexion, und „Time Will Take Us All“ schien der perfekte Titel dafür zu sein. Es ist eine Tatsache, die für jeden Einzelnen von uns gilt und die wir alle gemeinsam haben. Die Art und Weise, wie jeder von uns diesen Umstand betrachtet – ob als halb leeres oder halb volles Glas –, bleibt jedem selbst überlassen. Jeder von uns hat die Macht zu entscheiden, was er mit der Zeit, die ihm bleibt, anfangen will.

Gibt es einen bestimmten Song, dem Fans ganz besondere Aufmerksamkeit schenken sollten?
Das Album wurde so geschrieben, dass man es von Anfang bis Ende durchhören kann als ein in sich schlüssiges Stück Musik, und ich hoffe, dass die Hörerinnen und Hörer es auch auf diese Weise erleben können. Jeder Song steht für sich und hat seine eigene Bedeutung, aber das Album ist so konzipiert, dass man es als eine Reise erlebt, und das liegt mir sehr am Herzen. Es ist voll von Inhalten, die unsere persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen widerspiegeln.

Wie würdest du die musikalische Entwicklung von eurem letzten Album „Dark Future“ zu „Time Will Take Us All“ beschreiben?
Ich denke, dass wir, seitdem wir „Dark Future“ geschrieben haben, Zeit hatten, über bestimmte Aspekte unserer Musik nachzudenken, und so in der Lage waren, das „Fett wegzuschneiden“ – unser Sound ist um einiges prägnanter und schärfer geworden. Jedes Instrument kommt genau im richtigen Maße zur Geltung, aber auf geschmackvolle Art. Ich denke, das ist etwas, das wir in Zukunft noch weiter ausbauen werden.

Hat sich die Herangehensweise an das Schreiben von Musik in irgendeiner Form verändert und wenn ja, wie können die Fans das im neuen Material wiederfinden?
Der Ansatz hat sich insofern geändert, als dass „Time Will Take Us All“ das erste Album ist, das Navene und ich gemeinsam als Duo geschrieben haben und nicht mehr zusammen mit den anderen Bandmitgliedern. Ich denke, dass uns das erlaubt hat, unsere Ideen vollständig auszuarbeiten und wirklich ein Album ohne Kompromisse zu produzieren. Das ist für mich etwas, das sich in seiner gesamten Ausstrahlung widerspiegelt.

Das Coverartwork wirkt ziemlich surrealistisch. Was hat euch dazu inspiriert und wie reflektiert es die Inhalte von „Time Will Take Us All“?
Die Kunst von Eliran Kantor begeistert mich schon seit langem. Meiner Meinung nach ist er einer der unglaublichsten und bekanntesten Künstler im modernen Metal, und wir wussten schon seit Jahren, dass wir ihn für dieses Album als Grafiker haben wollten. Surrealismus ist meine liebste Kunstrichtung und eignet sich hervorragend für Prog-Platten, also wussten wir, dass das der Stil unserer Wahl ist. Aufgrund des Titels war mir klar, dass ich zwei Köpfe haben wollte, die die Form von Königreichen haben, die sich aufteilen und zerfallen, mit Augen und Uhren – als Visualisierung des Themas Zeit. Das Artwork gibt das Konzept des Albums perfekt wieder, sowohl buchstäblich als auch insofern, dass es letztlich der Interpretation der Hörerinnen und Hörer überlassen bleibt. Ich schätze diesen Aspekt der Kunst sehr und ich wollte, dass sich das auch in unserer Arbeit wiederfindet.

Wenn ich mich nicht irre, habt ihr jetzt jedes Album bei einer anderen Plattenfirma veröffentlicht – diesmal bei Metal Blade Records. Was war der Grund für den Labelwechsel und wie läuft es mit Metal Blade?
Als Navene und ich uns zusammensetzten, jede Plattenfirma unter die Lupe nahmen und uns überlegten, welche am besten zu uns passen würde, war die Antwort schnell klar – Metal Blade. Deshalb haben wir uns entschieden, bei dem Label zu unterschreiben. Bisher ist es eine höchst erfreuliche Erfahrung. Das Team von Metal Blade macht einen unglaublichen Job, und wir sind stolz darauf, auf einem so legendären Label zu sein.

Wie sehen eure aktuellen Tourpläne aus und was erhofft ihr euch von künftigen Live-Auftritten?
Im März touren wir durch Europa und Großbritannien, und Mitte April kommen wir zurück in die USA. Wir freuen uns darauf, die neuen Songs live zu spielen, und können es kaum erwarten herauszufinden, was als Nächstes kommt. Wir stehen tatsächlich erst am Anfang.

Was rätst du jungen Musikerinnen und Musikern, die heutzutage Karriere im Prog/Metal-Genre machen möchten?
Mein wichtigster Ratschlag für den Nachwuchs wäre, hart zu arbeiten und niemals aufzugeben. Man weiß wirklich nie, welche Höhen man erreichen kann, bis man es letztendlich geschafft hat. Wie so oft in dieser Welt geht es nicht nur darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sondern auch darum, wie viel Arbeit man bis zu diesem Zeitpunkt investiert hat. Gib alles, verfolge deine Träume – sie können wahr werden.