HARMS WAY

Foto© by Kevin Bethke

Gut vorbereitet

„Common Suffering“, auf diesen Titel hört das kommende HARMS WAY-Album, mit dem die Band ihren vor Jahren eingeschlagenen Weg zwischen Hardcore und Metal kompromisslos weitergeht. Sänger James Pligge beantwortet uns einige Fragen dazu.

Vor der Pandemie habt ihr praktisch alle drei Jahre ein neues Album veröffentlicht. Diesmal sind fünf Jahre vergangen. Wann habt ihr angefangen, neues Material zu schreiben? Wie habt ihr in der Zeit der Pandemie geschrieben und wie war es im Vergleich zu „normalen“ Zeiten?

Während der Pandemie war es für viele Bands aufgrund der Umstände natürlich schwierig, zusam­menzukommen und an Musik zu arbeiten. Wir hatten 2019 mit dem Schreiben des Albums begonnen und waren gezwungen, via Zoom zu versuchen, Songs zu komponieren. Das war sehr schwierig, vor allem weil wir alles mit einer Gitarre und einem elektronischen Schlagzeug konstruieren mussten. Wir haben das etwa ein Jahr lang durchgezogen. Als wir uns dann endlich persönlich treffen konnten, mussten wir so ziemlich bei Null anfangen, und deshalb dauerte der Schreibprozess auch viel länger als sonst.

Hattet ihr musikalische Ziele, als ihr dann endlich loslegen konntet?
Wenn HARMS WAY ein neues Album schreiben, haben wir immer das Ziel, unsere Musik weiterzu­entwickeln, ohne unseren Sound komplett zu ver­ändern. Wir wollen immer noch die Elemente, die uns zu HARMS WAY machen, in unserer Musik haben. Aber wir wollen, dass unsere Musik weiterhin interessant und fesselnd ist, wenn wir neues Material schreiben.

Bei „Common Suffering“ habt ihr euch an Will Yip gewandt. Hat er als „echter, altmodischer“ Produzent agiert und euch mit Ideen geholfen oder war er eher ein Premium-Engineer?
Der Beitrag, den Will Yip zu dieser Platte geleistet hat, war von unschätzbarem Wert. Wir hatten über zwei Wochen Vorproduktion mit Will und in dieser Zeit haben wir alle Songs geschrieben, umgeschrieben und neu arrangiert. Will spielte eine große Rolle beim Produzieren und Organisieren der Songs durch Vorschläge und Ausprobieren. Er half mir, die Texte zu ordnen und neue Kadenzen auszuprobieren, an die ich vorher noch nicht ge­dacht hatte. Er hat es uns allen ermöglicht, aus unserer Komfortzone herauszukommen und das Beste rauszuholen. Ich kann ihm nicht genug für seinen Beitrag danken.

Will Yip ist dafür bekannt, dass er eher Indie-Bands produziert – und CODE ORANGE. War er von Anfang an daran interessiert, mit HARMS WAY zu arbeiten?
In den letzten Jahren hatte Will mit Bands wie TURNSTILE und CODE ORANGE zu tun, er war also unserem Genre vertraut. Wir wollten schon immer eine Platte mit ihm machen und hatten das Glück, dass er ein Fan unserer Band ist. Nach einigen Diskussionen hatten wir das Gefühl, dass er am besten zu dem passt, was wir mit dieser Platte vorhatten. Wir könnten nicht glücklicher sein, wie sich alles entwickelt hat.

Warum habt ihr nicht wieder Will Putney en­gagiert? Seid ihr mit der Produktion von „Post­human“ nicht zufrieden gewesen?
Wir lieben Will Putney und die Art, wie „Posthuman“ geworden ist. Unsere Entscheidung für Will Yip hatte nichts damit zu tun. Wir wollten einfach etwas anderes ausprobieren und wir hatten das Gefühl, dass Will Yip besser zu diesem Album passt.

Einer meiner Lieblingssongs auf dem Album ist „Undertow“ mit Kristina Esfandiari. Wie habt ihr sie kennen gelernt und warum hast du sie für diesen Song ausgewählt?
Justin Louden, der das Plattenlabel Closed Casket betreibt, ist derjenige, der uns mit Kris zusammen­gebracht hat. Sie waren befreundet und wir sprachen über die Möglichkeit, dass sie bei einem unserer Songs dabei sein könnte. Als Fans ihrer Band KING WOMAN hatten wir das Gefühl, dass ihr Gesangsstil gut zu dem Song passen würde, und wir sind sehr zufrieden damit, was dabei rausgekommen ist.

Von wem stammt der Cleangesang bei „Wan­derer“ und warum dachtet ihr, dass das zu die­sem Song passen würde?
Bei „Wanderer“ wollten wir mal etwas anderes pro­bieren. Nick und Bo haben großartige Stimmen, und wir wollten sie in einem Song unterbringen. Nicks Stimme ist meistens im Vordergrund zu hören und Bo ist im Hintergrund. Als Fans von SOUNDGARDEN, MELVINS und ALICE IN CHAINS wollten wir einen Track im Grunge-Stil, der in die HARMS WAY-Form passt.

Was war dieses Mal zuerst da, die Musik oder die Texte? Wie stellst du sicher, dass beides zusammenpasst? Ich kann mir vorstellen, dass es manchmal sehr schwierig sein kann, beide Elemente zusammenzubringen, mit all den ver­schiedenen Parts und Rhythmuswechseln?
Ich schreibe meine Texte immer erst, wenn die Musik fast fertig ist. Ich finde, das ist das Beste für mich, weil ich dann Worte entwickeln kann, die zur Kadenz des Songs passen. Will Yip hat mir, wie schon gesagt, bei der Vorproduktion sehr bei der Erstellung Ka­denzen geholfen, so dass ich viel schreiben und überarbeiten musste, um sicherzustellen, dass mei­ne Inhalte perfekt zu den Songs passen.

Zu guter Letzt würde ich gerne etwas über die Inhalte erfahren. Gibt es bei „Common Suffering“ eine Art roten Faden? War es von Anfang an klar, dass sich die Texte um Erfahrungen aus den Pestjahren drehen werden?
Die Texte behandeln eine Vielzahl von Themen, von denen einige mit den Ereignissen während der Pan­demie zu tun haben und andere nicht. Es geht um persönliche Kämpfe, das Gefühl von Nihilismus und politische Unruhen. Ich schreibe die Texte nicht mit einem „Thema“ im Kopf. Das ergibt sich in der Regel organisch anhand dessen, was in meinem Leben gerade vor sich geht.