LIFE.LOVE.SHIRTS.

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Musik zum Anziehen

Im Vorwort zu seinem Buch „Life.Love.Shirts. A Collection Of Hardcore Clothing“, das kürzlich via Revelation veröffentlicht wurde, schreibt Orhun Öner: „Wearing hardcore shirts can make someone stand out in a crowd or bring them together with total strangers. That’s how I felt when I wore certain band’s merch or those with straight edge or vegetarian messages. Hardcore shirts have a special energy and that’s why I started collecting them.“ Ich stellte Orhun dazu ein paar Fragen.

Orhun, bitte stell dich vor.

Ich bin mittlerweile 37 Jahre alt, glücklich verheiratet und Vater einer super coolen dreijährigen Tochter. Ich habe das Glück, mit Jugendlichen zu arbeiten, indem ich sie in Mathe, Geschichte und Geografie unterrichte.

Wie kamst du auf die Idee mit dem Buch, wie fandest du deinen Mitstreiter Marc Linkenheil, von dem die Fotos sind?
Ich habe im Jahre 2006 mit einem Shirtblog namens „xshirtsx“ angefangen. Damals schon wollte ich irgendwie eine Printversion davon haben, aber wie es so oft ist, man nimmt sich was vor und am Ende fehlt es irgendwie an Zeit oder Geld. Die Idee kam dann im Frühjahr 2016 wieder auf und ich fragte Marc aka XembraceX und Chris von EMPOWERMENT, was sie von der Idee halten und ob sie mir bei diesem Projekt helfen wollen. Sie waren direkt begeistert, Marc und ich fingen dann an, die Bilder von den Shirts zu machen, Chris machte das Layout. Die erste Ausgabe erschien im Oktober 2016 und war direkt ausverkauft. Mein Freund Ryan Kuper aus L.A., der Anfang der Neunziger das Label Redemption Records gegründet und ein paar geile Scheiben herausgebracht hatte, etwa von FOUR WALLS FALLING, RESSURECTION und ENCOUNTER, zeigte die erste Ausgabe Jordan Cooper von Revelation Records, und die waren dann so begeistert davon, dass sie die nächste Ausgabe veröffentlichen wollten. Daraufhin fing ich an, diverse Leute von den Bands anzuschreiben und sie nach Geschichten oder Fakten zu fragen. Am Ende kamen 350 Shirts aus den Achtzigern und Neunzigern auf 200 Seiten zusammen und seit Dezember 2017 ist das Buch auf dem Markt. Leider konnte mein Freund Ryan die Veröffentlichung nicht mehr erleben, er starb im November 2017 und ich denke, ohne Ryan wäre das Buch nie auf Revelation Records erschienen. Ich vermisse meinen Freund sehr!

Warum hast du dich auf Shirts aus der klassische US-Straight-Edge-Szene beschränkt?
Das Buch beinhaltet nur Bands/Labels, die ich für extrem cool halte. Das waren vor allem die Spätachtziger- und Neunziger-Jahre-SxE-Bands. Diese Bands haben mich beeinflusst und ich wollte die Designs dokumentieren. Wobei man auch einige europäische beziehungsweise skandinavische Bands im Buch finden kann.

Was macht für dich den Reiz aus, seine Einstellung, seinen Musikgeschmack auf Brust und Rücken öffentlich zu machen?
Ich denke, jeder kennt das Gefühl: Man ist irgendwo und sieht jemanden mit einem Hardcore-Shirt, sofort ist da eine Art Verbindung. Zumindest habe ich mich immer so gefühlt. Wenn ich heute irgendwo jemanden sehe mit einem UNBROKEN-Shirt, dann weiß ich, sie oder er denkt wie ich und man hat direkt ein Gesprächsthema. Musik und in diesem Fall Shirts verbinden – immer!

Wie echt muss ein Shirt sein? Gilt nur ein selbstgekauftes Original oder ist auch ein Nachdruck oder ein teuer bei eBay ersteigertes akzeptabel?
Für mich ist alles akzeptabel. Reprints oder Bootlegs sind total okay, eBay auch. Ich bin nicht der Typ, der jemandem vorschreiben möchte, was sie oder er mit ihrem oder seinem Geld machen oder gar anziehen soll.

Und wie „collectable“ sind manche der Shirts aus dem Buch? Gibt es da eine echte Sammlerszene?
Also viele Shirts aus dem Buch sind mittlerweile relativ rar. Da ich die Shirts schon wirklich lange besitze, kann ich dir nicht sagen, wie collectable die jetzt sind, aber ich bekomme mehrfach Anfragen über Instagram. Ich würde schon sagen, dass es eine Sammlerszene gibt. Ich nehme immer mehr Leute wahr, die collecten wollen und ihre Sammlungen im Internet zeigen. Früher war es eher eine kleine Clique, damals waren alle auf Vinyl und Platten aus, da hatte die Baumwolle nicht so viele Fans. Das war aber auch die beste Zeit, damals kam man an so das eine oder andere Schätzchen ran.

Welches ist dein absolutes Lieblingsshirt und warum?
Das von UNIFORM CHOICE mit „Straight and alert!“. Wishingwell Records haben in den Achtzigern die coolsten Shirts gedruckt, dreiseitig, vierseitig, immer mit coolen Sleeveprint-Sprüchen.