MASS HYSTERIA

Foto© by Eric Canto

Zweigeteilt

Die Franzosen MASS HYSTERIA sind hierzulande immer noch nicht so bekannt wie in ihrem Heimatland. Darüber sprachen wir schon vor drei Jahren mit der Band. Nun soll es sich mit dem neuen Album endlich wieder ein paar Schritte weitergehen. Bassist Jamie bringt uns auf den neuesten Stand.

Das letzte Mal haben wir 2020 gesprochen, als ihr gerade bei Out of Line unterschrieben habt. Damals habt ihr gesagt, dass ihr hofft, mehr Aufmerksamkeit außerhalb Frankreichs zu bekommen – würdest du sagen, dass das passiert ist? Oder hat die Pandemie euren Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht?

An dieser Front hat sich für uns nichts geändert. Wir haben letztes Jahr auf dem Summer Breeze gespielt, wir sind diesen Sommer bei den MetalDays. Und wir hoffen, dass die Veröffentlichung von „Tenace“ bei Out of Line unseren Namen bei mehr Leuten in Europa bekannt machen wird. Bei den paar Shows, die wir auf der „Tenace“-Tour gespielt haben, sind einige Leute aus Deutschland gekommen, um uns in Frankreich spielen zu sehen. Und das ist einfach großartig, dass die Leute von weit her kommen, um uns spielen zu sehen.

„Tenace Part 1“ wird euer zehntes Album sein und es wird einen zweiten Teil geben – könnt ihr erklären, warum ihr euch entschieden habt, das Album aufzuteilen? Was wird das verbindende Element zwischen den beiden Teilen sein? Was sind die Unterschiede zwischen den beiden Parts, die euch dazu gebracht haben, sie zu trennen?
Als wir das Album schrieben, hatten wir 19 oder 20 Songs beisammen, und als wir alles vorbereiteten und eine Auswahl trafen, kamen wir auf 14. Und von diesen 14 konnten wir nicht mehr herausnehmen. Wir liebten die Songs zu sehr, um auf einen zu verzichten. So kam die Idee eines zweiteiligen Albums auf. Und textlich hat es auch gut funktioniert. Es gibt ein übergreifendes Thema auf den beiden Teilen, den Kampf zwischen Gut und Böse. Licht gegen Dunkelheit. Das machte für uns einfach Sinn.

Ich nehme an, es steckt eine Art Konzept dahinter, aber ich habe die Texte nicht und verstehe auch kein Französisch – also worum geht es auf der Platte?
Es ist die Geschichte einer Rebellengruppe, die gegen ein unterdrückerisches Regime kämpft. Die Songs haben eine starke politische Ausrichtung, beinhalten aber auch den Wunsch und den Antrieb, Dinge zu verbessern. In dem Song „Mass veritas“ sagt unser Sänger Mouss: „Alles ist so schlecht, dass das Beste noch vor uns liegt.“ Selbst in den dunkelsten und härtesten Zeiten wollen wir also ein Leuchtturm des Lichts sein. Die positive Kraft, die die Menschen zusammenführt. Wir haben eine Menge Symbolik rund um diese Idee für das Bühnenbild, die Bildsprache des Artworks und auch unser Merch geschaffen.

MASS HYSTERIA gibt es schon seit 25 Jahren, aber „Tenace Part 1“ wirkt sehr frisch und offen für neue Einflüsse. Viele Bands, die es schon so lange gibt, fangen an, sich selbst zu kopieren – wie schafft ihr es, frisch zu bleiben? Was sind eure Einflüsse?
Unsere Einflüsse kommen von so vielen Seiten. Unsere Gitarristen Yann und Fred und ich schreiben die ganze Zeit, und wir sind uns sehr bewusst, was in der Szene vor sich geht. Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Bands und Sounds. Yann ist genauso, er steht sehr auf elektronische Musik und auch auf Trap. Es ist super wichtig, den Stand der Musik zu kennen. Die immer gleichen Songs oder Riffs wiederzukäuen, ist nicht der Weg, um als Musiker voranzukommen. Wenn man nicht bis an die Grenzen geht und sich erneuert, kommt man nicht weiter. Und das ist etwas, was ich an den Jungs in der Band liebe: Obwohl sie schon seit dreißig Jahren dabei sind, sind sie so offen und bereit, neue Dinge auszuprobieren.

„Mass veritas“ ist für mich ein herausstechender Track auf „Tenace Part 1“ mit seinem HipHop-Anteil – wie hat eure Fangemeinde auf diesen Song reagiert, der einen Stil beinhaltet, der bei Metalheads nicht immer willkommen ist?
Die Reaktionen waren erstaunlich! Sie sind bereits daran gewöhnt, dass MASS HYSTERIA eine innovative Band sind, aber wir wollten sie mit diesem Song wirklich überraschen. Als die Frage aufkam, was die erste Single sein sollte, war „Mass veritas“ die perfekte Wahl. Die Fans wurden ungeduldig, nachdem unser letztes Album „Maniac“ viereinhalb Jahre zurücklag. Und wir wollten sie mit einem Song überraschen, der super modern ist, was den Sound, den Mix und die HipHop-Elemente angeht. Das hilft den härteren Passagen, noch härter zu treffen. Der Song besteht im Wesentlichen aus zwei verschiedenen Teilen, dem ruhigen HipHop-Intro und den Refrains und dann den super heftigen Strophen, die wie eine Tonne Ziegelsteine einschlagen.