YOU ME AT SIX

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Die Sache mit der Relevanz

Das soll es sein, das Album, das YOU ME AT SIX in den Pop-Rock-Olymp befördert. „Suckapunch“ ist mit den Worten der Band die Platte, die einem Meisterwerk am nächsten kommt. Nach über 16 Jahren Bandgeschichte wollen die fünf Musiker aus Weybridge, England, nun also beweisen, dass man sie auch 2021 noch auf dem Schirm haben sollte. Dafür tischen sie einige neue Einflüsse sowie eine gute Portion Kreativität auf. Wir sprechen mit Gitarrist Chris Miller über die Hintergründe dieser wichtigen Scheibe – und über Chilisauce.

Wie geht es euch, wenn ihr daran denkt, nach einem verrückten Jahr nun mit einer neuen Platte in 2021 starten zu können?

Sehr gut, sehr aufgeregt und sehr erwartungsvoll. Wir hatten die Aufnahmen in Thailand bereits Ende 2019 beendet. Die Zeit bis jetzt kam uns also wie eine Ewigkeit vor. Monate, in denen sich auch Unsicherheit breitmachen kann – vor allem, wenn man etwas Neues wagt. Aber die ersten Singles stießen auf positives Feedback, das hilft uns, gelassener zu sein.

Ihr sagt, dass „Suckapunch“ einem YOU ME AT SIX-Meisterwerk am nächsten kommt. Woran liegt das?
Ich denke, das hängt in erster Linie zusammen mit unserem handwerklichen Geschick, Songs zu schreiben. Wir haben uns in diesem Bereich über die Jahre kontinuierlich gesteigert und können jetzt unser bislang größtes Potenzial abrufen.

„Suckapunch“ ist geprägt von vielen neuen Einflüssen, von R&B bis Elektro. Zugleich ist es härter, rockiger als eure letzten Alben. Wie seid ihr dort gelandet? War der Weg dorthin ein anderer als der, den ihr üblicherweise bei der Produktion eurer Platten geht?
Normalerweise behandeln wir jeden Song wie ein eigenes kleines Projekt. Darin sind dann fünf Bandmitglieder mit verschiedenen Interessen, Geschmäckern und Einflüssen involviert. Es fühlt sich immer wieder brandneu an, wenn wir dies tun, schließlich wollen wir nicht zweimal das gleiche Album schreiben. Das hält uns auch als Kreative und Musiker auf Trab. Diesmal haben wir aber einen etwas anderen Ansatz gewählt. Statt gemeinsam im Proberaum zu jammen, haben wir uns im ersten Schritt auf kurze Motive konzentriert, zum Beispiel ein elektronischer Beat oder ein Drum-Loop. Von dort aus wurden dann die Songs aufgebaut und weitere Ideen dazu gesponnen. Einige Stücke existierten nie in einer Demo-Version. So etwa „Wydrn“: Erst kurz vor den Aufnahmen in Thailand haben unser Schlagzeuger Dan Flint und Sänger Josh Franceschi mit einem kleinen Setup im Hotelzimmer die Idee entwickelt. Wir waren alle begeistert und haben sie gleich mit ins große Studio genommen.

Könnte man solche als Schlüsselmomente des Produktionsprozesses bezeichnen?
Ehrlicherweise fühlte sich der gesamte Aufnahmeprozess sehr besonders an. Wir alle hatten 2019 persönlich viel Mist erlebt. Danach einfach in Thailand abzutauchen, erlaubte uns durchzuatmen. Wir haben unsere Smartphones verbannt, uns eingeschlossen und alles Negative vergessen. Ich bin dankbar, dass wir diese Chance auf einen Zufluchtsort noch hatten, bevor die Pandemie ausbrach.

Erfordert es eine gewisse Portion Selbstbewusstsein, wenn man ein Album veröffentlicht, das anders klingt?
Ja und nein. Das Schwierigste ist, an dich und das, was du tust, zu glauben und deine übliche Erwartungshaltung an dich und deine Leistung zu erweitern. Aber von den Erwartungen Außenstehender versuchen wir uns loszulösen. Am Ende des Tages schreiben wir Musik für uns selbst. Wenn die Leute sie mögen, ist das der Bonus.

Ihr sagtet bereits in einem anderen Interview, dass ihr an dieses Album herangegangen seid, als wäre es euer letztes. Befreit das beim Songwriting?
Ja. Ich ganz persönlich würde sogar sagen, dass ich genau aus dem Grund jedes Album behandele, als wäre es unser letztes. Aber mal ehrlich: YOU ME AT SIX gibt es seit 16 Jahren, wir haben sieben Alben veröffentlicht und trotzdem glauben wir, dass wir noch viel zu geben haben. Aber du weißt nie, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt. Lebe also lieber im Hier und Jetzt.

Was ist die Inspirationsquelle des Albums?
Rebellion. Wir wollen mit „Suckapunch“ ein Statement setzen. Und wir wollen beweisen, dass wir noch immer verdient haben, hier zu sein.

Ist Rebellion auch euer Ziel mit „Suckapunch“?
Ja, wir wollen die Leute schocken und zum Reden bringen. Außerdem würde ich uns gerne als Headliner beim Reading Festival in England sehen.

Du sprachst schon davon, dass ihr in letzter Zeit einige persönliche Herausforderungen hattet, darunter Trennungen und psychische Probleme. Was beschäftigt dich aktuell am meisten?
Die mentale Verfassung. Die letzten Monate waren für jeden hart, gefangen in der eigenen Wohnung, beraubt aller Dinge, die den Alltag lebenswert ma­chen. Gerade in diesen Zeiten ist es enorm wichtig zu verstehen, weshalb du traurig bist und was dich glücklich macht. Glück ist nämlich mehr als eine Einstellung.

Was ist Glück dann?
Für mich bedeutet Glück, frei von jeglichen Sorgen zu sein.

Was hast du in den dunkleren Zeiten der letzten Jahre gelernt?
Familie und Freunde sind alles. Kümmere dich um die Menschen, die dir am Herzen liegen.

Hast du einen Lieblingssong auf „Suckapunch“?
„Nice to me“. Der Track hat alles, was man an einem Song lieben kann: große Gitarrenriffs, Aggression, Lebensangst und eingängige Melodien. Ich bin sehr stolz auf dieses Werk.

Im Bundle mit der neuen Platte verkauft ihr eine Chilisauce, die ihr selbst entwickelt habt. Wie kam es dazu?
Wir lieben scharfes Essen und fordern uns auf Tour immer gegenseitig heraus. Wir dachten, es wäre eine coole Kollaboration, die mal nichts mit Musik zu tun hat, aber trotzdem mit einer Sache, für die wir uns interessieren. Es gibt unseren Fans die Möglichkeit, etwas Einzigartiges von YOU ME AT SIX zu besitzen, das keine Platte ist und hoffentlich der einen oder anderen Person den Lunch versaut, haha!