Foto

DUNCAN REID AND THE BIG HEADS

And It’s Goodbye From Him

Die erste CD von Duncan Reid, dem bekannten THE BOYS-Chartstürmer aus den Endsiebzigern, hatte ich 2006 gar nicht mitbekommen. Dafür erhielt ich die zweite Scheibe, „Bombs Away“, die ich für Ox #132 schwärmerisch reviewte. Das dritte Album bekam ich dann nicht, während „Don’t Blame Yourself“ abermals unter meine Fittiche gelangte. Davon war ich leider aber weit weniger angetan. Ich vermerkte in Ox #150: „... daran kann die neue Scheibe zwar anknüpfen, sie ist aber bisweilen sehr poppig und schnulzenreich, mit wenig Power. Viele Lieder gehen in Richtung Easy Listening, was dann nicht meine Kragenweite ist. Absicht? Erst der dritte Song ‚Welcome to my world‘ weiß mir zu gefallen, erst beim zwölften Lied werden die Gitarren richtig ausgepackt.“ Doch dieses Mal ist es zum Glück wieder in die richtige Richtung gedreht! „And lt’s Goodbye From Him“ gefällt mir durchgängig gut, und dies in mehrerer Hinsicht. Zunächst einmal sei erwähnt, dass hier neben ihm noch Sophie Powers (gt, key), Karen Jones (dr) sowie Nick Hughes (gt) ihr Scherflein zum Gelingen beitragen. Los geht es mit dem Lied „Lost again“, wo Duncan konstatiert, dass er die Dinge des Lebens auf einem ebenmäßigem Kiel vollbringen mag. Großmannssucht war ihm schon immer fremd, und so findet der Brite mal wieder die richtigen Worte zu den richtigen Tönen. Bei aller Kritik am System findet er immer wieder in die Spur der Bodenständigkeit und er weiß, dass Musik verantwortlich für den Ausstoß von Glückshormonen ist. Showmaster Thomas Gottschalk sagte einmal, dass er selbst keine dicken Bretter bohre: „Mir ist ja bewusst, dass im Holz Würmer sind. Ich aber nehme das Brett und male es bunt an.“ Darin dürfte er sich mit dem Violett-Liebhaber Reid einig sein. Auch das Cover des neuen Albums besagt ja optisch nichts anderes als: Schau, da sind Wolken und Licht, helle Farben und der Reisekoffer mit meinem Bühnenoutfit. „Funaggedon time“ schließlich ist der Hit, der alles zusammenfasst, den Spaß am Heute und die Verbindung zur Musik aus den Sechziger und Siebziger Jahren. Das bedeutet im Umkehrschluss keinesfalls, dass hier ein Werk der vollends positiven Aussage vorliegt; im Song „Bill Gates (Finland is a myth)“ hält er den Verschwörungsnarren den Spiegel vor: „If you see Bill Gates you’d better watch out / He’s gonna chip you, follow you / He put it in the vaccine [...] / Cos Elvis is alive / The Graceland lawn’s immaculate [...] / And don’t try to fly to Helsinki / Cos Finland is a myth“. Die Band könnte bei ihren deutschen Gigs noch eine weitere Strophe einfügen, nämlich dass es auch Bielefeld nicht gibt ... Starkes Album, klingt null nach einem seichten Spätwerk, wie ich es bei der letzten Scheibe noch befürchtet hatte.