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SAINT AGNES

Bloodsuckers

Eine eigentlich schon ältere Band, immerhin schon knapp zehn Jahre unterwegs, bringt nun mit „Bloodsuckers“ ihr Major-Debüt raus. Zur Vorgeschichte: 2014 gründeten Kitty Austen, zuvor bei der Psychedelic-Western-Band LOLA COLT, und Jon Tufnell SAINT AGNES und brachten ziemlich schnell ihre Debüt-Single „Old Bone Rattle“ raus. Diese und die nächsten Veröffentlichungen waren sehr beeinflusst von dem, wo Kitty Austen herkam – es war fuzzy, psychedelisch, aber auch melodisch. Hier kam die Mundharmonika zum Einsatz, der typische Western-Gitarrensound und tiefe, verzerrte Gitarrenklänge. Als Duo und aufgrund des Sounds war man schnell an WHITE STRIPES erinnert. Relativ schnell war aber klar, dass sie nicht nur eine Studioband sein wollten, wie anfangs gedacht. Deshalb holten sie sich andere Musiker hinzu und im Laufe der Jahre kam relativ viel Output in Form von Singles und EPs. Die Band tourte viel vor allem im UK – sie kommen aus East-London – und wurden dort recht bekannt. Ihr erster Longplayer erschien aber erst 2019. „Welcome To Silvertown“ war eine Fortsetzung des Westernsounds mit seinen psychedelischen Elementen. Irgendwie wurden MONSTER MAGNET auf sie aufmerksam und nahmen sie mit auf Tour – das war, was passte. Zu dieser Zeit wurde Sound von SAINT AGNES auf den Shows allerdings zunehmend härter und die Lieder, die die Band zu dieser Zeit in den Backstageräumen schrieb, entwickelten einen anderen Stil. Die neuen Songs waren keine Weiterentwicklung, sondern ein Bruch mit dem Bisherigen – das Ergebnis war die EP „The Family Strange“. Geprägt war sie von ihren vielen Einflüssen der Neunziger Jahre, die auch heute auf „Bloodsuckers“ zu hören sind. Allerdings mit einer Wucht, die einen gleich zu Beginn beim Titeltrack fast umhaut. Der Opener tritt die Türe ein, nicht mit Stiefeln, sondern gleich mit einer Türramme. Er drückt die ganze Wut auf die „Blutsauger“ aus, die sich an dir festgebissen haben und bestimmen wollen, was du zu denken und zu tun hast. Mit meinem Favoriten „Animal“ geht es weiter, ruhigere Passagen wechseln sich ab mit Gitarren mit einem solchen Groove und teils etwas gerappten Parts, weswegen sie mich hier an RAGE AGAINST THE MACHINE erinnern. Aus den Neunzigern stammen viele weitere Einflüsse – der Industrial-Part ist von den KRUPPS sowie den großen Vorbildern NINE INCH NAILS beeinflusst, bei „Follow you“ legt deren Produzent gar selbst Hand an. Der Crossover mag neben RAGE AGAINST THE MACHINE von Bands wie CLAWFINGER herrühren, dazu kommen noch einige Grunge-Elemente. All denen gemein ist die powervolle Produktion, die auch „Bloodsuckers“ besitzt. Ab dem ersten Ton fühlte ich mich in ein musikalisch wunderbares Jahrzehnt zurückversetzt – und nur zu dessen Highlights.