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HANK VON HELL

Dead

Nein, auch wenn ich lange überlege: Ich kenne gefühlt keinen anderen Musiker jenes Genres, das die Leser dieses Magazins hier bewegt, der von der Genrepolizei derart häufig mit Aussagen der Art „Das braucht kein Mensch mehr“ bedacht wird. Der ehemalige TURBONEGRO-Frontmann scheint nach seinem Ausstieg aus der Band in die Bedeutungslosigkeit gefallen zu sein. Hinzu kommen noch seine seltsamen Sektenspinnereien und homophoben Aussagen. Also: Akte zu. Hank tot. Oder? Ich sage: Nein. Denn der Mann, der einst mit seinen Mitmusikern den Deathpunk erfand, hat sich bereits vor zwei Jahren umfassend und glaubwürdig von seinen zwischenzeitlichen Dummheiten distanziert (siehe Ox-Interview), hat sich entschuldigt. Und auch wenn er nach wir vor – siehe das Interview in dieser Ausgabe – einen leichten (charmant kölsch ausgedrückt) Ratsch em Kappes zu haben scheint, so muss man ihm doch zugutehalten, dass auch „Dead“ – ebenso wie sein Solovorgänger „Egomania“ (2018) – rundum gutes Rock’n’Roll-, Punk- und Glamrock-Kino zu bieten hat. Die Songs mögen hier und da ein wenig allzu belanglos klingen und keine Superhits mehr sein wie damals, mit ... ihr wisst schon. Aber dieser Hank hat seine alten Kumpane doch um ein bis zwei Weltenlängen abgehängt. Während die nur noch, sorry, Supermist produzieren, den sich niemand mehr anhören kann, weil er maximal uninteressant und uninspiriert klingt, bleibt Hank geschmeidig, groovy und rock’n’rollig.