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JIM O’ROURKE

Hands That Bind

Als Künstler war Jim O’Rourke immer schlecht fassbar und oft ein schwieriger Fall, da man nie so genau wusste, was einen bei seinen Veröffentlichungen erwartete, denn von ganz konventionellem Songwriting mit Pop-Appeal bis hin zu Musique concrète und Stockhausen-Einflüssen war bei ihm alles möglich. Besonders schätze ich ihn wegen seiner Zusammenarbeit mit David Grubbs von BASTRO bei GASTR DEL SOL in den Neunzigern, aber schon die ließen sich kaum noch als normale Post-Rock-Band kategorisieren. Von 1999 bis 2005 war er dann Mitglied von SONIC YOUTH. Bei Discogs werden 141 Releases gelistet, die mit ihm in Verbindung stehen, darunter zahlreiche Kollaborationen, wie mit den japanischen Krachkünstlern MERZBOW und K.K. Null, hinzu kommen zahlreiche von ihm produzierte Platten. Bei „Hands That Bind“ handelt es sich um den Soundtrack zu Kyle Armstrongs gleichnamigem Film von 2021, der offensichtlich bisher nur auf ein paar Festivals gezeigt wurde. Ausgehend von der Musik scheint es sich wohl um ein düsteres, langsam erzähltes Drama mit poetischer Schlagseite zu handeln, zu dem O’Rourke einen elegischen Ambient-Drone-Score komponierte, in den sich auch immer wieder melodischere Neo-Klassik-Momente einschleichen. In atmosphärischer Hinsicht funktioniert das auch losgelöst vom Film und präsentiert O’Rourke von seiner moderat experimentellen Seite, zwischen avantgardistischer Abstraktion und kompositorisch konkret greifbaren Momenten.