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BLACK SABBATH

Heaven And Hell / Mob Rules

Letztens saß ich mit zwei sehr Metal-affinen Menschen, die in diesem Bereich schon quasi alles gesehen haben, was nicht bei drei auf den Bäumen war, in einer Dortmunder Kneipe, als plötzlich der Song „Der Hund von Baskerville“ von CINDY & BERT aus dem Jahr 1971 ertönte und mich die beiden Herren mit entgeisterten Blicken anschauten, die nur bedeuten konnten, dass es sich hier um einen Akt von Blasphemie handeln musste. Zwar waren Cover von ausländischen Hits im deutschen Schlagerbereich äußerst beliebt und vor allem finanziell sehr ertragreich, aber was Jutta Gusenburger und Norbert Maria Berger da aus dem BLACK SABBATH-Song „Paranoid“ vom gleichnamigen zweiten Album der 1968 in Birmingham von Gitarrist Tony Iommi, Schlagzeuger Bill Ward, Bassist Geezer Butler und Sänger Ozzy Osbourne gegründeten Proto-Metal-Band (benannt nach dem englischen Verleihtitel von Mario Bavas Horrorfilm „I tre volti della paura“ von 1963) gemacht hatten, war schon einigermaßen skurril und sogar recht innovativ. Zwar gelten IRON MAIDEN bei den Musikgelehrten als erste echte Metalband, den Grundstein dafür legten aber BLACK SABBATH ­– auch wegen ihres Kokettierens mit okkulten Themen – Anfang der Siebziger mit ihren ersten sechs Platten in der Originalbesetzung, die neben absoluten Klassikern auch Songs enthielten, die nicht wirklich gut gealtert sind. Und spätestens bei „Technical Ecstasy“ von 1976 und „Never Say Die!“ von 1978 zeigten sich erste Ermüdungserscheinungen – zu diesem Zeitpunkt verließ Sänger Osbourne die von Drogen und persönlichen Konflikten arg mitgenommene Band. Das neunte Album „Heaven And Hell“ von 1980 war dann das erste ohne Ozzy und wurde ebenso wie der Nachfolger „Mob Rules“ von 1981 mit dem 2010 verstorbenen Ronnie James Dio (RAINBOW) als Sänger aufgenommen, der 2006 in „Tenacious D in The Pick of Destiny“ noch einen denkwürdigen Auftritt hatte. Bei BLACK SABBATH-Fans gelten „Heaven And Hell“ und „Mob Rules“ (hier war auch Schlagzeuger Ward nicht mehr dabei) als gelungenere Alben der Post-Ozzy-Phase, für den Dio mit seinem facettenreichen und kraftvollen Gesang ein guter Ersatz war. Auf beiden Platten war zwar die frühere düstere Heavyness einem stromlinienförmigeren, straighteren Hardrock mit erstaunlicher Pop-Sensibilität gewichen, aber auf jeden Fall konnten sich Sabbath damit auf kommerziell und kreativ erfolgreiche Weise gelungen neu erfinden. Beide Platten wurden jetzt ein weiteres Mal als schön aufgemachte Deluxe Edition mit zusätzlichen B-Seiten-Tracks und exzellentem Live-Material neu aufgelegt. Angesichts der unüberschaubaren Anzahl von Rereleases empfiehlt sich eine Discogs-Recherche, um den tatsächlichen Mehrwert des Bonusmaterials herauszufinden.