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DETLEF

Human Resources

Das dritte Album der Kölner Hasspunks besticht erstmalig auch durch eine Schönheit auf allen Ebenen. Hits konnten sie ja auch schon auf den beiden Vorgängeralben: „Ich hasse Kopenhagen ...“, „Männer die gern tanzen“, „Barclay James Harvest“, „Würdet ihr bitte euer scheiß Maul halten“ oder „Übergangsjacke“. Dafür, dass dieser Strom aus gut gelauntem Hass nicht abreißt, sorgt nun „Human Resources“ eindrucksvoll. Aber wie machen das die drei jungen Männer, dass sie sich ausgerechnet jetzt an die Spitze der deutschsprachigen Punkmusik setzen? Andere Bands leben ewig von ihrer Vergangenheit und vergammeln langsam oder machen unglaubwürdige Moves in Richtung Konsens-Punkrock. Am einfachsten ist die Frage sicher mit der Produktion zu beantworten: Die gewohnt schnell eingespielten Songs wurden souverän von Uwe Stahl aufgenommen und sind nicht überproduziert, wie das gerne mal gemacht wird, um Mängel mit Zuckerwatte zuzukleistern. Jeder der drei Detlefs steuert Songs bei, die das Spektrum der Band ohne jeden Lückenfüller erweitern. Vielfalt kommt hier erst gar nicht in die Nähe von Beliebigkeit. Da sind die herrlich dunkel-sentimentalen Stücke von Detlef Löber, wie „Affe im Rucksack“ und „Der Zirkus von Schandelah“, die den Hörer auf eine Reise mitnehmen. Da ist der Hass von Detlef Meurer, der körperlich spürbar wird, wenn er sich in klassischer DETLEF-Manier selbst hasst „für meine ganze Empathie“, oder der auch mal „No tears“ von TUXEDOMOON zeitgemäß umsetzt. Es ist ein unfassbarer Hit geworden, den man vermutlich in der Art nicht erwartet hätte. Aber das sind die Überraschungen, die hier immer zu finden sind. Die sind wohldosiert, denn da gibt es auch die klassischen Themen von Detlef Damm, zum Beispiel „Würdevoll Versagen“ oder „ Gott in Goa“, die solche textlichen Bonmots enthalten wie: „Erlösung in Einweg-Plastiktassen“. Die Platte bietet sich einfach dazu an, sich mit dem Textblatt hinzusetzen und solche Stellen zu finden. Das ist sprachlich nur platt, wenn „Konrad“ einfach nur ein Blödmann ist, weil er sich die Taschen als „Superhost“ vollmacht. Da sind wir dann auch bei der Kritik am Zeitgeist. Konsens ist natürlich, dass Gentrifizierung kacke ist. Bei sensiblen Themen, auch unsere Szene betreffend, finden sie auch die richtigen Worte und machen nicht den Fehler, allzu platt zu schießen. Das gelingt ihnen eben auch super, weil sie immer schön selbstironisch unterwegs sind. „Was ist männlich?“ ist so ein großartiges Stück, das nicht auf der Grönemeyer’schen Schleimspur ausrutscht, denn auf Regeln pfeift man lachend im Wald. Gute und schöne Menschen sowie die, die es sein wollen, kriegen ihr Fett weg. All das verpackt in prima Songs, die ohne „Oooh-o-ooohs“ auskommen, dafür auf lässige „Aaah-a-aaahs“ und ein melancholisches „Uuuh-u-uuuh“ setzen.