LEO HÖRT RAUSCHEN

Modern Modern

Als wir Anfang 2013 die „100 Jahre Freizeit“-EP von LEO HÖRT RAUSCHEN rezensierten, deutete wenig darauf hin, dass die Dresdener Band das Zeug dazu haben sollte, zwei Jahre später mit „Modern Modern“ ein faszinierendes, geradezu begeisterndes Album aufzunehmen.

Es war in den letzten Monaten eines der wenigen Alben, das man im Büro einlegt, das im Hintergrund läuft und das es immer wieder schafft, sich in den Vordergrund zu drängeln, so dass man leuchtende Augen und große Ohren bekommt.

Also noch ein Durchlauf und noch einer, den Bandnamen, der irgendwie weitaus Prätentiöseres verspricht, ignoriert, und es stellt sich nachdrückliche Begeisterung ein. Verdammt, irgendwie machen die alles richtig! Ein treibender Beat, flirrende Wave-Gitarren, lakonischer Gesang, smarte Texte – an frühe FEHLFARBEN fühle ich mich im einen Moment erinnert, im nächsten an TON STEINE SCHERBEN, dann an LOVE A, an EA80, an IDEAL, an ...

LEO HÖRT RAUSCHEN, die ihr Album im Alleingang in einer alten Fabrikhalle aufgenommen haben, stehen weit außerhalb der derzeit angesagten deutschsprachigen Indie-Bands, sowohl in musikalischer wie textlicher Hinsicht, das macht sie vergleichbar mit MESSER und DIE NERVEN.

Kein nichtssagendes Betroffenheitsblabla, kein verkopfter Quatsch, sondern textlich genau diese Unkonkretheit, die dazu anregt, selbige ganz persönlich zu nehmen, zu verstehen, zu interpretieren.

Musikalisch greifen sie, wie bereits erwähnt, auf Stilmittel zurück, die man aus dem britischen Post-Punk und New Wave der frühen Achtziger kennt, gleichzeitig aber wird eben nicht bedeutungsschwanger alten Helden gehuldigt, sondern auf dieser Basis eine eigene Klangwelt geschaffen.

Ein herausragendes, eigenständiges Album, dessen zehn Songs (alle haben einen Ein-Wort-Titel) sich mit knapp 55 Minuten Spielzeit einfach die Zeit nehmen, die sie brauchen, ohne dass es zu Längen kommt.