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CARNIVORE

s/t

Am 14. April 2010 starb Peter Steele mit nur 48 Jahren zwar nicht direkt an den Folgen früherer Drogen- und Alkoholexzesse, da er zu diesem Zeitpunkt clean war, aber man kann dennoch davon ausgehen, dass sein vorheriger Lebenswandel großen Anteil an seinem frühen Ableben hatte. In der Metal-Szene gilt der als Petrus Thomas Ratajczyk geborene Steele durch seine Teilhabe an Bands wie CARNIVORE und TYPE O NEGATIVE als eine Art Lichtgestalt. Gerade TYPE O NEGATIVE machten Steele zu einer Art Posterboy für vor allem weibliche Goth-Metal-Fans, der sich für Playgirl nackt ablichten ließ oder für Pornomagazine wie Dirty. Für manche ist Steele ein missverstandener und sensibler Romantiker gewesen, mit recht konfrontativem und provokantem Gehabe, für andere ein Rassist, Frauenhasser und Nazi, eben ein ziemlicher Arsch. Ein Mann der leisen, subtilen Töne war Steele sicherlich nie, wenn man sich etwa den teils cheesy Goth-Metal von TYPE O NEGATIVE mit seinen „Das haben die jetzt nicht wirklich gebracht“-Momenten ansieht oder einen Track vom zweiten CARNIVORE-Album „Retaliation“ von 1987 namens „Jack Daniel’s and Pizza“, der – man ahnt es schon – nur ein einmütiges Göbelsolo liefert. Während „Retaliation“ schon vor einer ganzen Weile mit zusätzlichen Demos wiederveröffentlicht wurde, folgt jetzt auch das CARNIVORE-Debüt von 1985, ebenfalls remastert und mit zusätzlichen Demotracks versehen. Ein chauvinistischer Song wie „Male supremacy“ bietet dabei schönes Anschauungsmaterial für lyrische Ader des sensiblen Romantikers Steele, der hier in Sachen Provokationspotenzial nichts auslässt. Aber von einer kruden und sympathisch kompromisslosen New Yorker Hardcore-Thrash-Band wie CARNIVORE (bei denen sich TYPE O NEGATIVE stilistisch schon immer ein wenig ankündigten) erwartet auch keiner Songs über Gänseblümchen. Wie auch TYPE O NEGATIVE besitzen CARNIVORE immer noch einen verteufelt hohen Unterhaltungswert, selbst für wenig Metal-affine Menschen, wenn auch teilweise an der Grenze zur Selbstparodie. Für Schöngeister ist der prollige Rumpel-Sound von CARNIVORE mit gewissen SLAYER-Anleihen natürlich nichts, aber mit so was wie gutem Geschmack können sich ja gerne andere rumplagen.