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GODFLESH

Streetcleaner: Live At Roadburn 2011

Puristischere Fans von frühen Industrial-Sounds haben die Vereinnahmung solcher Stilelemente durch konventionelle Rockbands schon immer skeptisch gesehen und leugnen meist, dass Bands wie etwa MINISTRY oder NINE INCH NAILS überhaupt etwas mit Industrial zu tun haben. Vor allem der Noiserock der Achtziger zeigt deutlich solche Post-Industrial-Einflüsse wie bei BIG BLACK oder SWANS, die ihre Rock-Basis aber nie völlig ablegten. In dieser Tradition stehen auch die 1988 in Birmingham gegründeten GODFLESH, die als Industrial Metal-Pioniere gelten, also ihren Industrial Rock mit Metal-Riffs würzten. Das aus Justin Broadrick (der auf dem ersten NAPALM DEATH-Album „Scum“ dabei war und bei HEAD OF DAVID trommelte) und G. C. Green bestehende Duo produzierte gerade zu Beginn einen extrem kruden, wenig subtilen Sound, was durch den Einsatz von rudimentären Drumcomputer-Beats noch gesteigert wurde – Feelgood-Musik geht anders. 2002 trennte man sich, um sich 2010 zu reformieren, was dann ein Jahr später zu einem Auftritt auf dem Roadburn Festival führte, wo GODFLESH ihr zweites Album „Streetcleaner“ von 1989 inklusive der Stücke der nur als CD-Bonus veröffentlichten „Tiny Tears“-EP spielten. Bereits 2013 erschien das Konzert auf LP, später auch als CD, und wurde jetzt noch mal auf CD und LP wiederveröffentlicht. GODFLESH entwickeln dabei einen nach wie vor beeindruckend apokalyptischen und verstörend kalten wie brutalen Terror-Sound, der möglicherweise inzwischen ein wenig archaisch klingt, bewiesen aber mit den beiden darauf folgenden Studioplatten „A World Lit Only By Fire“ (2014) und „Post Self“ (2017), dass sie sich als Musiker durchaus weiterentwickelt hatten, ohne dabei weniger kompromisslos und radikal zu agieren.