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LIARS

The Apple Drop

„Expect the unexpected“ klingt nach einem abgenudelten Werbespruch, jedoch beschreibt der Satz gut den Umgang mit LIARS aus Brooklyn, NY, die anno 2021 als Band volljährig wurden (nach US-Maßstäben). 2001 kam das Debüt „They Threw Us All In A Trench And Stuck A Monument On Top“ auf Gern Blandsten, und als ich die Band 2003 interviewte, beschrieb ich ihre Musik als „noisigen Punkrock mit fordernder Rhythmik, durchsetzt mit schrägen Elektronik-Sounds, in etwa vergleichbar mit Bands wie A CERTAIN RATIO oder GANG OF FOUR Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger.“ Seitdem hat sich die Band konstant musikalisch verändert, aber auch personell: Nur Bandkopf Angus Andrew ist noch von damals mit dabei. Was ich seinerzeit über die Musik schrieb, gilt lange schon nicht mehr, doch eine Verbindung blieb: im Grunde machen LIARS gitarrenbasierte Musik, nur mäandert das klanglich enorm und es fällt schwer, diese Vielfalt in Worte zu fassen. Elemente aus Electronica, Prog, Kraut, Noise und Post-Punk fließen hier ineinander wie die Farben eines Kaleidoskops, das Bild/die Tonalität verändert sich permanent. Getragene Sounds, ein gewisser, ja, Bombast zeichnen etwa „Star search“ aus, aber einen Takt weiter klingt das schon wieder anders. Ziellosigkeit? Nein, denn rückblickend ergibt sich ja ein gewisses (Klang-)Bild, nur ist das so veränderlich wie eine vom Wind geprägte Dünenlandschaft. Respekt an Angus Andrew dafür, dieses musikalische Konzept schon seit über zwei Dekaden durchzuziehen und immer wieder zum Neuentdecken seiner Band zu reizen.