Foto

WOLFBRIGADE

The Enemy: Reality

Machen wir uns nichts vor: So ergreifend wie auf den WOLFPACK-Alben „A New Dawn Fades“ und „Lycanthro Punk“ von 1996 beziehungsweise 1998 wird es mit den Nachfolgern WOLFBRIGADE nicht mehr werden, auch mit dem zehnten Album nicht.

Vielmehr hat hier (in doppelter Hinsicht) der MOTÖRHEAD-Effekt eingesetzt: Auch und gerade in der Wiederholung funktioniert das Grundschema bestens. Immer noch bilden die WOLFPACK-Veteranen Erik Norberg, Jocke Rydbjer und Micke Dahl das Rückgrat von WOLFBRIGADE, immer noch vermissen Nostalgiker den ursprünglichen WOLFPACK-Shouter Tomas Jonsson, auch wenn der seit zwanzig Jahren in diesem Bandkontext keine Rolle mehr spielt.

Auf „Run With The Hunted“ von 2017 ließen WOLFBRIGADE nun „The Enemy: Reality“ folgen, und das Schlechteste, was man über dieses Album sagen kann, ist eigentlich nur, dass das diesmal nicht von Tomas Skogsberg (sondern von Gitarrist Jocke) produzierte Album faktisch nahtlos an den Vorgänger anschließt: wundervoll nihilistisches Crustpunk-Geballer, das diesmal aber – Absicht oder Zufall? – an noch mehr Stellen gesanglich und sogar musikalisch an MOTÖRHEAD gemahnt.

Fakt: Micke Dahls Intonation, die Art, wie er die Worte gurgelt, qualifiziert ihn perfekt dazu, einer Tribute-Band vorzustehen – und ich wette, an der hätte sogar ich Coverbandverächter meinen Spaß.

Was die textliche Seite betrifft, so wären WOLFBRIGADE und ihre dystopischen Endzeit-Inhalte die perfekte Untermalung einer Rede von Greta Thunberg – nur dass die alten Herren hier fast zynisch wirken, während Greta noch Hoffnung hat.