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UNDERDOG #68

Wow. Schon klar, das UNDERDOG, das sich als „autonomes Zentralorgan“ mit wissenschaftstheoretischer Fokussierung auf linke „Diskursorientierung“ sieht, gehört auch zu meinem erkenntniserweiternden Rezeptionsraum, der immer wieder zitierbare Textstellen bereithält; aber die Frühlingsausgabe 2022 ist schon etwas ganz Besonderes! Darin geht es nämlich auf den ersten 68 Seiten ausschließlich darum, welchen Einfluss „die Punk-Generation der Siebziger Jahre ... auf Film und Kino“ hatte; der Schwerpunkt trägt deshalb den Titel „Punk at the movies!“. Nach einer mit „Punk auf der Leinwand“ überschriebenen Skizzierung des Themas folgen ausführliche Interviews beziehungsweise Filmanalysen mit „Punk[s] hinter der Kamera“, zu denen Wolfgang Büld, die Zwillingsbrüder Dominik und Benjamin Reding und Tarek Ehlail gezählt werden. Im Anschluss daran wird sich im neunseitigen „Frauen* in Punkfilmen“-Abschnitt auf Punk-Künstlerinnen* „vor und hinter der Kamera“ konzentriert. Hierin wird ein Bogen geschlagen von den Frauen*, die im frühen, wegweisenden Dokumentarfilm „The Decline of Western Civilization“ (1981) als das gezeigt werden, was sie waren: „ein unverzichtbarer Teil der Punk-Szene, der sie angehörten“. Über die feministische, bereits Ende der Achtziger Fahrt aufnehmende Riot Grrrl-Bewegung, die „ein weiteres wichtiges Kapitel in der Geschichte des Frauen*punks“ aufgeschlagen hat. Bis zu den Büchern „Pretty in Punk“ von L. Leblanc und „Girl Zines“ von A. Piepmeier. Am Ende dieser zentralen Passage werden – repräsentativ – drei feministische Musikdramen von 1980, 1982 und 2018 umfassender vorgestellt: Danach folgt der Exkurs zum „Undergroundfilm zwischen Punk und Kunstakademie“, in dem eine Film-Ausstellung namens „Normalzustand“ in München behandelt wird: Dort wurden 2017 im Lenbachhaus Experimentalfilme gezeigt, die in den späten Siebzigern bis frühen Neunzigern in Deutschland entstanden sind. Eine der Filmemacherinnen wird dann nochmals tiefgreifender hervorgehoben: Yana Yo. Es geht aber noch spektakulärer: mit Penelope Spheeris! Sieben Seiten mit der „Rock’n’Roll-Anthropologin“, endend mit einer Filmografie-Auswahl ihrer Werke. Topp. Die letzten acht Seiten machen dieses Fanzine zu einem Nachschlagewerk, das du dir unters Kissen legen solltest; es ist mit „More Punk Movies“ überschrieben und stellt nochmals in Kurzbeschreibungen dar, welche 24 Filme der letzten 44 Jahre essenziell, substanziell, gegenkulturell punkig respektive von Punkrock beeinflusst waren.