Foto

BLANKE EXTREM

Unheimlich nette Leute

Wenn jemand diese Platte auflegt und dazu das Review zur ersten LP liest, wird zwangsläufig die Frage fallen, ob es sich da um zwei verschiedene Bands handelt oder ob der Stille was geraucht hat. Tatsächlich hat sich die Band aus Freiburg in der kurzen Zeitspanne von zwei Jahren enorm entwickelt. Manchmal schimmern immer noch ein wenig KAPELLE PETRA durch, dafür wurde der Frühachtziger Punk komplett abgehakt. Frühe TOCOTRONIC (Filterblasen) schimmern etwas mehr durch, sonst hat sich die Band tiefer in Post-Punk-Gefilde vorgegraben, den minimalistischen Sound „effektiver“ und flächiger ausgestaltet, ohne ihn zu überladen. Feine Gitarrenmelodien, mehr Tiefe und Verspieltheit – nein, sie verfranzen sich nicht – ein großer Schritt nach vorne, musikalisch und in der Gesamtwirkung. „Unheimlich nette Leute“ wirkt deutlich reifer und ist die Antwort auf die Frage, was man nach einer ersten Scheibe machen kann, ohne sich zu wiederholen. Die Zutaten sind dieselben: Wechselgesang, clevere Texte, Lärm an den richtigen Stellen, eine seltsame Tiefenentspannung, Händchen für die richtigen Grooveparts und die Sorte Refrain, bei denen alle Abstandsregeln über den Haufen geworfen werden. Wer bei einem Song wie „Der Anfang vom Ende“ nicht in den Armen anderer Menschen liegt, sollte das Stück auf einem Konzert hören und alleine daheim. Die Gitarre ist schon ein Gewinner!