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CULK

Zerstreuen über euch

Der unverwechselbare Sound, der bei CULK sowohl Musik als auch Text einschließt, lässt sich als eine Ästhetik feministischer Lakonie beschreiben. Auf ihrem erst im Vorjahr erschienenen, selbstbetitelten Debütalbum bereits eindrucksvoll kultiviert, wird diese Ästhetik auf „Zerstreuen über euch“ weiter ausstaffiert: die ruppigeren Anklänge an New Wave und Post-Punk zugunsten eines stimmigeren Gesamtbilds ein wenig zurückgeschraubt, das vor allem durch die Texte von Sophie Löw seine herausragenden Konturen erhält. Noch artikulierter als beim Vorgänger nehmen sie Gewaltverhältnisse, Sexismen und Formen vergeschlechtlichter Unterdrückung in den Blick: ob im Häuslichen („Helle Kammer“), im Kampf um Sichtbarkeit als Künstlerin („Dichterin“) oder beim Nachhauseweg („Nacht“). Gerade letzterer Song zeichnet sich dadurch aus, weit über eine – bereits sehr scharfsinnig artikulierte – Bestandsaufnahme patriarchaler Mechanismen hinauszugehen und ihnen darüberhinaus mit Gegenrede zu kontern: „Er sagt, er sagt an, er schreit: / Das ist gut, das gefällt mir. / Und Frauen fragen / Nicht mehr lange: / Was ist gut, was gefällt dir?“ Der Einzug des Kämpferischen in die Lakonie ist eine bemerkenswerte Leistung von CULK und lässt hoffen, dass die vier Wiener:innen benachbarten Boygroups wie BILDERBUCH und WANDA sehr bald die Bühnen streitig machen.