OXO86

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Die Jungs aus der Bernauer Punkrock-League

Obwohl es OXO86 aus Bernau bereits seit 1996 gibt, wurden sie noch nie im Ox interviewt. Dabei sind sie ein formidable Live-Band, haben schon einige Platten gemacht – und arbeiten derzeit an einem neuen Album, das 2013 erscheinen wird. Robert (Drums), Markus (Gitarre), Willi (Gesang), Runkel (Bass) und Chris (Trompete) beantworten die Fragen.

Einige Leute interessiert es sicher, was euer Bandname bedeuten soll ...

Willi:
Die Kurzversion ist folgende: Es gab damals ein Typen, der aufgrund seines Drogenkonsums gelegentlich wirr redete und abstruse Geschichten erzählte. Ein Thema war, dass er anfing, altes DDR-Geld zu sammeln, weil er demnächst per Zeitsprung in der DDR landen würde und sich dort schließlich etwas zu Essen kaufen müsste. Ferner schmierte er oft die Buchstaben O X O an die Wand und kommentierte dies mit den Worten: „A nach B, Ost nach West, wir sind überall!“. Weil wir das originell fanden, fassten wir diese Fülle an Information kurz zu OXO86 zusammen.

Skinheadmusik ist Arbeitermusik. Was für abenteuerlichen Berufen geht ihr nach?

Markus:
Ich muss zum Glück nicht mehr arbeiten, ich bin seit kurzem Student. Von daher: alles richtig gemacht.

Chris: Ich bin für die nächsten Jahre noch Student, von daher läuft alles richtig.

Runkel: Ich habe für ein halbes Jahr erst mal die Arbeit niedergelegt und werde mich einfach nur meinen Kindern widmen!

Willi: Ich bin Lehrer.

Erfreulicherweise erscheint ja dieser Tage auf Sunny Bastards Records eine neue CD. Wie heißt sie und worin liegen textmäßig die Schwerpunkte?

Willi:
Das Album wird „Auf die Liebe und auf die Sehnsucht“ heißen. Textlich geht es wieder ums wahre Leben aus Oxo-typischer Perspektive, das heißt es werden unter anderem Themen wie Samba-Skinheads, KaloReenes, Bier und Reggae oder eben auch Liebe und Sehnsucht thematisiert.

Habt ihr beim Aufnehmen etwas Grundsätzliches verändert? Hattet ihr ausreichend Zeit im Studio?

Willi:
Wir haben uns diesmal für Matze Wendt, der auch für das letzte STOMPER 98 Album verantwortlich ist, als Toningenieur entschieden. Der ist ein großer Fan des Moses-Schneider-Konzeptes, das heißt kein Studio sondern eine Lokalität mit gutem Raumklang wird mit guten Mikros ausgestattet und dann wird über das eigene Zeug eingespielt, also Attitüde statt Technik. Wir waren also diesmal in keinem Studio, sondern haben zum einen im Proberaum von MAD SIN und zum anderen bei uns in Bernau in der alten Post die Lieder eingespielt. Was den Faktor Zeit betrifft, ist es immer so, dass es gerne mehr sein dürfte, aber wir kamen ganz gut zurecht.

Eine Strophe in eurem Lied „Skinhead“ geht so: „Irgendwie sieht er gut aus, und irgendwie gefährlich, in jedem Fall erotisch, sind wir doch mal ehrlich.“ Kommen euch solche Textideen relativ schnell oder sitzt ihr da länger daran, bis ihr die Reime zusammen habt?

Willi:
Bei mir geht es eigentlich ziemlich schnell, so schubhaft. Runkel kennt sich ja mit Psychosen ein bisschen aus, und so ähnlich ist das bei mir auch.

Erntet ihr bei euren ironisierenden Texten nicht auch mal böse Blicke aus dem Publikum, von wegen: „Na, wie meinen die das denn?“ Gerade bei einem Song wie „Skinhead“?

Willi:
Bei dem Lied habe ich eigentlich ein gutes Gefühl gehabt, weil ich auch der Intelligenz und dem Humor unserer Szene vertraut habe, obwohl sie ja kein Sammelbecken für Intelligenz ist, wie man auch weiß. Als ich es damals zur Probe mitbrachte, sagte unsere damalige Trompeterin Veronika nur: „Hey die killen uns, wenn wir das spielen.“ Aber das war dann nicht so, also habe ich Recht behalten. Sie haben es mit sehr viel Witz aufgenommen. Nachdem der Song übrigens draußen war, kamen mir auf dem Back To Future-Festival einige ältere Skinheads entgegen, die mir auf die Schulter klopften und mir sagten, dass sie sich sehr verstanden fühlten.

Wie ist es bei euch: Seid ihr Nostalgiker, die sagen, die alten 4 SKINS oder COCK SPARRER sind sowieso die Besten, oder denkt ihr, dass heutige Bands wie STOMPER 98 oder GIMP FIST technisch wirklich nicht schlechter sind, nur eben nicht so populär?

Willi:
Ich kann mal vorweg greifen, wir haben alle sehr verschiedene Musikgeschmäcker. Bei mir ist es phasenweise so, dass ich schon nostalgisch bin, und dann habe ich auch wieder die Schnauze voll davon ... obwohl, heute habe ich mal wieder COCK SPARRER beim Tischdecken gehört. Aber frage mal weiter, da tun sich dann noch gleich Abgründe auf ...

Markus: Bei mir geht es quer durch den Gemüsegarten.

Robert: Also mir geht es schon auf den Sack, dass in der Skinhead- und Punkrock-Szene so viele alte Bands so abgekultet werden, wobei auf der anderen Seite viele frische und neue Bands nachkommen, und wegen der alten Bands haben die Leute eben nicht mehr soviel Gehör für neue Sachen. Es lohnt sich für mich jedenfalls immer, die Ohren offen zu halten.

Chris: Ich höre ganz spontan, worauf ich Bock habe, und wenn es alt ist, dann ist es eben alt. Wobei ich ja die Szeneanfänge nicht mitbekam. Als sich OXO 86 gründeten, kam ich ja gerade mal so aus dem Kindergarten ...

Runkel: Ich habe ja gar keinen Geschmack! Nee, also bei mir ist Old School angesagt, Ska, alter Punkrock und Oi!-Punk.

Was war euer Highlight an Live-Auftritten, war es das Force Attack-Festival, wo ihr ja dreimal, 2007, 2008 und 2010, gespielt habt, oder gibt es noch andere Geschichten?

Runkel:
Eigentlich sind wir immer von unterschiedlichen Sachen beeindruckt. Klar, das Force Attack zum ersten Mal mit den Massen war schon toll. Aber genauso macht es Spaß, in einem kleinen Club zu spielen, wo die Crew einfach funktioniert und uns das Gefühl gibt, eine gute Party auf die Beine zu stellen.

Chris: Na ja, ich bin ja noch relativ frisch dabei , aber mein persönliches Highlight war bis jetzt „Weihnachten in Familie“ direkt in Bernau, was nicht nur einer meiner ersten Live-Auftritte war, sondern auch eine ganz wundervolle Stimmung hatte.

Robert: Ich sehe es ähnlich wie Runkel. Natürlich ist es beeindruckend, vor mehreren tausend Leuten auf der Force-Attack-Bühne zu spielen. Auf der anderen Seite, wenn man im Vorfeld bei einem kleineren Club merkt, dass sich die Veranstalter sehr viel Mühe geben, dann stimmt es meistens auch mit dem Konzert. Und dann ist es auch nicht so wichtig, ob da nun 300 Leute vor dir stehen oder 3.000.