PETER BEHRENS

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Der Trommler von TRIO

Peter Behrens, Jahrgang 1947, dem einen oder anderen Punkrocker sicher durch seine Jahre bei TRIO bekannt, hat gerade sein erstes Buch mit dem Titel „Der Clown mit der Trommel – Meine Jahre mit TRIO“ veröffentlicht. Ich fuhr nach Wilhelmshaven, um Peter zu TRIO, seinem Buch und seinem Leben zu befragen. Mit anwesend war Jens „Trümmer“ Pruditsch, der als Co-Interviewer fungierte.

Peter, wie fing alles an, wie kamst du zu TRIO? In deiner gerade erschienenen Biografie wird behauptet, du hättest eine Anzeige im Musikexpress gesehen und dich daraufhin bei Remmler gemeldet. Warst du generell auf der Suche nach etwas Neuem nach deinen Aktivitäten mit den Krautrockern SILBERBART und den Tanzkapellen?

Peter:
Ich hole mal etwas weiter aus: Im Etzhorner Krug, einem Szenelokal der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre, lernte ich Remmler und Krawinkel kennen und ich wusste, dass die beiden, die seit Sandkastenzeiten befreundet waren, eine neue Band gründen wollten. Ich hatte dort einen-Auftritt als Clown, noch lange vor TRIO-Zeiten, wo mir auch schon zu Ohren kam, dass Remmler und Krawinkel einen Schlagzeuger suchten. Sie luden mich in ihren Proberaum in der legendären Regenter Straße 10a in Großenkneten ein, der gut ausgebaut war, mit Eierkartons und so weiter. Ich hatte den Vorteil, dass ich nur am Wochenende mit meinen Tanzbands unterwegs war und unter der Woche für intensive Proben zur Verfügung stand. Die restlichen „Mitglieder“ hingegen konnten nur am Wochenende, weil sie aus Cuxhaven und Bremerhaven stammten und auch normale Jobs hatten. Der Keyboarder und der Bassist wurden quasi aus zeitlichen Gründen überflüssig. Außerdem zeigte sich bald, dass die neuen Songs auch zu dritt gut funktionierten.

Wie entstand dein einzigartiges Bühnenoutfit: weiße Klamotten, rote Hosenträger und Schuhe, schwarze Tolle?

Peter:
Ich hatte eine einjährige-Ausbildung zum Clown in Mailand in der Zirkusschule gemacht. Zu der Zeit, als ich von dort zurückkehrte und zu Remmlers und Krawinkels Gruppe dazu stieß, litt ich unter Hämorriden. Das heißt, ich konnte nicht lange sitzen und spielte von da an im Stehen. Auch die klassische Verteilung auf der Bühne, Sänger vorne, Schlagzeug hinten, lösten wir auf, in dem wir uns in einer Linie aufstellten, was damals sehr ungewöhnlich war. Zur Farbensymbolik noch kurz: Schwarze Haare: der Teufel. Weiße Klamotten: die Unschuld. Und rote Hosenträger/Schuhe: die Liebe.

Ihr habt mit Klaus Voormann – Grafiker, Musiker und Intimus der BEATLES – gearbeitet. Wie kam es dazu? Wie hat er euch, dich beeinflusst?

Peter:
Das war damals 1980, John Lennon wurde in New York erschossen, Klaus kehrte kurz darauf nach Deutschland zurück, nach Hamburg, und wohnte mit Astrid Kirchner zusammen, die die Pilzkopf-Frisur erfunden hatte. Klaus arbeitete unter anderem auch als Talentscout für Phonogram und hatte gehört, dass in Friesland eine Band namens TRIO unterwegs war, der ein gewisser Ruf vorauseilte. Bei einem Auftritt in Schleswig-Holstein kam er vorbei und fand das wohl so toll, dass wir schon kurz danach in Husum im Schweinestall Studio bei Geoffrey Peacey unter seiner Regie aufnahmen. Die erste Scheibe, in der ersten Auflage noch ohne „Da Da Da“, wurde dort komplett live und analog eingespielt.

Der große Erfolg stellte sich erst mit „Da Da Da“ ein. Besonders der Auftritt bei der „ZDF-Hitparade“ wird als der große Durchbruch bezeichnet. Wie war das Verhältnis zu den NDW-Kollegen, die da sonst so aufgetreten sind?

Peter:
Ich entwickelte gute Kontakte zu SPIDER MURPHY GANG, Falco und Herwig Mitteregger von SPLIFF. Andere Bands wie IDEAL – Annette Humpe hatte ja bei „Da Da Da“ mitgesungen – lehnten den Auftritt bei der Hitparade sogar ab. Ansonsten hielt sich das doch arg in Grenzen, abgesehen von „Hallo“ und „Tschüss“.

Man sagt, Erfolg ist die Kombination von Genie, Disziplin und Fleiß. Was davon hattet ihr oder wer hatte was bei euch Dreien?

Peter:
Wir hatten von allem etwas, wir probten zu Anfang fast jeden Tag. Natürlich hatte Remmler ein Talent für Texte und Krawinkel war ein guter Gitarrist. Aber jeder von uns Dreien hatte sein Talent. Dazu könnte Trümmer als Außenstehender vielleicht noch ein paar Worte sagen.

J. „Trümmer“: Da gehörte sicher auch viel Glück dazu, um durch Disziplin das Genie umsetzen zu können. Was ich an der Band TRIO geschätzt habe, war ihre Einzigartigkeit. Drei Persönlichkeiten, die sehr verschieden waren, aber hier einen gemeinsamen Weg zur Umsetzung gefunden hatten. Ausschlaggebend war dabei, sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie man so schön sagt. Wenn man ein bisschen mutig und clever war, zu Beginn der Achtziger, in einer Zeit der Umbrüche, konnte man viel erreichen, weil die Menschen offen waren für Neues. Und TRIO waren eine Bank, gut eingespielt und in allen Bereichen der Musikwelt „vorzeigbar“.

Vielfach gefragt, auch in der aktuellen Biografie beschrieben und in den Privatsendern und der Regenbogenpresse reißerisch beleuchtet: Das große Geld haben wohl Remmler und Krawinkel verdient, weil du nur selten Urheber der Songs warst. Fühlst du dich rückblickend finanziell benachteiligt oder ist es einfach gut, wie es ist?

Peter:
Ja, das ist auch gut so. Wenn mich das belastet, mache ich meine „Streichel-Tour“ durch die Fußgängerzone in Wilhelmshaven. Dann ist es auch wieder gut. Das möbelt mich dann wieder auf.

J. „Trümmer“: Höre ich da einen Anflug von Altersmilde? Ich meine, das auch schon mal anders gehört zu haben, haha. Es ist natürlich schwer, so etwas im Voraus genau zu regeln, wenn man noch gar nicht weiß, wie erfolgreich ein Lied oder eine Platte dann am Ende wird.

Peter: Es ist passiert, auch wenn ich das Wort gar nicht so gerne mag. Es ist gewesen und das ist dann auch in Ordnung so. Ich habe die Sache aus meinem Herzen und Gehirn gestrichen. Es war vielleicht ein Fehler, aber ich bin nicht böse.

Du bist gelernter Fotograf, hast auch eine Clown-Ausbildung absolviert. Welche Grundlagen konntest du davon für TRIO nutzen?

Peter:
Ich war stark beteiligt an der Entwicklung des künstlerischen Ausdrucks, also Bühnenbild und auch das Outfit bei Fototerminen. Da haben mir diese Ausbildungen sicher geholfen.

Hast du je darüber nachgedacht, in deine alten Berufe zurückzukehren?

Peter:
Fotograf hat ja auch was mit Kunst zu tun, und als Künstler sah ich mich nicht. Aber ich war ja auch mal Lehrer, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, da jeweils länger dabei zu bleiben. Ich wusste nach einem Jahr, das bin ich nicht. Krawinkel war auch Sportlehrer in Jever, wir sind altgediente Sportlehrer, haha, aber auch er hat das nicht sehr lange gemacht.

Ich hätte mir Peter Behrens als Clown gut vorstellen können. Du hast bei TRIO diese Rolle ja schon gespielt: Apfel essen, stumm bleiben und so weiter. War das für dich nicht auch später mal eine Idee?

Peter:
Vielleicht hab ich auch den Hang, erst mal abzuwarten, abwarten und Tee trinken. Ich bin mehr ein Warter als ein Macher.

Ihr hattet zu der Zeit doch sicher auch ein Management. Wäre es nicht auch dessen Aufgabe gewesen, dir Hilfestellung zu geben oder dich zu motivieren?

Peter:
Große Katastrophe, nach der Auflösung von TRIO mussten erst mal die alten Verträge geklärt werden. Das dauerte dann auch alles sehr lange.

J. „Trümmer“: Peter braucht vielleicht auch mal einen Tritt in den Arsch, haha ...

Peter: Haha.

J. „Trümmer“: Das Management war damals oft auch nur ein Türöffner und nicht unbedingt „Begleiter“ oder gar Freund des Künstlers. Ein Konstrukt der Musikindustrie, das kann man mit heute sicher nicht mehr vergleichen.

Stichwort Solokarriere: Nach der Auflösung mit Songs wie „Lila Lederhosen Lambada“ und „Wenn ein Tor fällt“ ...

Peter:
[summt „Wenn ein Tor fällt“] Hm, warum war das bei mir?

J. „Trümmer“: Hat das Spaß gemacht?

Peter: Nee. Ganz klar, das war ein Kohleproblem, ich hatte keine Kohle mehr. Da kam einer von der Phonogram und hat mir die Songs auf den Tisch gelegt. Und deshalb musste ich oder wollte auch müssen. Richtig überzeugt war ich davon nie, aber auf jeden Fall habe ich noch mal Spuren hinterlassen, hehe.

Du wohnst seit Jahren im Musikerhotel und Musikclub Kling Klang in Wilhelmshaven. Wie hat sich das ergeben und was gefällt dir daran?

Peter:
Ich war eine Zeit lang auch in Oldenburg, dann als Zweit-Schlagzeuger bei einer Band namens BALLERMANN, die sich wohl erhofft hatten, mit meinem Namen mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich war zwischendrin auch mal ein halbes Jahr in München, Hamburg und Berlin. So um 1992 wurde dann im Kling Klang was frei. Auch wenn ich dann mal länger weg bin, das ist meine kleine Höhle da oben.

Wie kam es bei der Biografie zur Zusammenarbeit mit Klaus Marschall, der ja als Autor meines Wissens nach bisher noch nicht in Erscheinung getreten ist?

Peter:
Im November 2012 kam ein Anruf von Klaus Marschall. Der hatte sich wohl über den TRIO-Fanclub in Berlin meine Telefonnummer besorgt und Klaus blieb dann auch dran und hat sich regelmäßig gemeldet. Ich hab dann mal dreißig Seiten geschrieben, so manuskriptartig. Wir haben uns dann getroffen und der Chef vom Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag hatte Gefallen gefunden an den ersten Seiten und wollte das dann direkt machen.

Deine musikalischen Aktivitäten heute? Du trommelst auf der aktuellen GRUPPE 80-Scheibe.

Peter:
Das lief auch über Berlin und ich habe da auch nur zwei Stücke eingespielt. Ansonsten bin ich nicht mehr aktiv.

Stichwort Lesetour: Ist geplant für das Frühjahr, richtig?

Peter:
Ja, richtig. Mir war schon klar, dass so was kommen würde. Eigentlich waren das Buch beziehungsweise die Lesetour zum Weihnachtsgeschäft geplant, aber aufgrund von Terminproblemen wurde das zu knapp.

Wünsche für die Zukunft, letzte Worte? Udo Jürgens sang einst: „Mit 66 Jahren ...“

Peter:
Zum Abschluss meines Buches steht geschrieben: Ich bin zufrieden mit meiner Unzufriedenheit. Das kann man dann gerne so übernehmen.