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NEUROSIS

The Word As Law

Mit den NEUROSIS, die ab 1992 mit „Souls At Zero“ (Alternative Tentacles) den musikalischen Siegeszug begannen, der sie bis heute zu einer der spannendsten und genreprägendsten Post-Hardcore-Band macht, hatte das „The Word As Law“-Album, das 1990 auf dem eigentlich für Pop-Punk à la GREEN DAY und OPERATION IVY bekannten Bay Area-Label Lookout! Records erschien, noch recht wenig zu tun.

Auch live hatte die Band, die 1985 gegründet worden war und mit „Pain Of Mind“ (1987, Alchemy Records) ihr erstes Album veröffentlichte, seinerzeit noch nicht den Trademark-Sound entwickelt, der später für offene Münder sorgte – mich ließen sie seinerzeit in San Francisco nur mäßig beeindruckt zurück.

Entsprechend stiefmütterlich wurde das Album in späteren Jahren behandelt, nachdem in den ersten zehn Jahren Lookout immer wieder mal nachgepresst hatte und eine CD mit Bonustracks nachschob.

Dass NEUROSIS mit ihrem eigenen Label Neurot Recordings sich erst 2017 daran machten, ihr zweites Album neu aufzulegen, könnte etwas mit dem Niedergang und dem Ende von Lookout! zu tun haben, der 2005 begann und 2012 seinen Abschluss fand.

So was bringt ja oft die seltsamsten rechtlichen Probleme mit sich. Nun ist es raus, auf Vinyl und CD, und in letzterem Fall ohne die Bonustracks der Lookout!-Version, zu denen auch das JOY DIVISION-Cover „Day of the lords“ gehörte – schade eigentlich.

Dafür wurde die Platte von Bob Weston neu gemastert. Einem Song wie „Tomorrows’s reality“ hört man noch deutlich die Beeinflussung der Band durch britischen Anarcho-Punk an, die Schwere ist auch schon da, es fehlt jedoch der Trademark-Sound, dieses Sphärische, Monumentale, mit dem NEUROSIS bald darauf Neuland betraten.

Keine Frage, ein gutes Album, aber eben eines, mit dem sich NEUROSIS gerade erst warmzulaufen begonnen hatten und das seinerzeit nicht für viel Aufmerksamkeit sorgte. Leider nur Texte im Booklet, keine Linernotes.