UNFUCK YOUR INTIMACY

Dr. Faith G. Harper

Ja, das ist ein Datingratgeber. Aber würde es nur um Dating gehen, ich hätte das Buch nach vielleicht zwanzig Seiten entnervt beiseitegelegt. Das hier hat nichts mit „Wie angle ich einen Mann und behalte ihn“-Scheiß aus Frauenmagazinen zu tun.

Harper ist US-Amerikanerin und Trauma-Therapeutin (unter anderem). Sie schreibt darüber, wie einschneidende Erlebnisse aus unserer Vergangenheit unsere Beziehungen beeinflussen können. „Intimacy“ meint hier mehr als sexuelle Intimität, es meint auch Vertrauen die Fähigkeit, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen – aber um Sex geht es auch.

Das klingt esoterischer, als es dann tatsächlich ist. Harpers Tonfall ist ehrlich, direkt und durch viele (!) Schimpfwörter unterhaltsam. Es ist spannend zu lesen, wie unsere Erziehung, die religiösen Werte unserer Gesellschaft, unsere Sexualität und die damit vielleicht einhergehende Stigmatisierung, aber auch Krankheiten oder Behinderungen dafür sorgen, dass unsere Beziehungen so aussehen, wie sie gerade aussehen.

Dazu gibt es Übungen und Fragen mit Denkanstößen. Selbst wenn man das Gefühl hat, alles sei doch okay, kann man eine Menge mitnehmen – zur Bedeutung von Berührungen zum Beispiel oder auch wie man mit Selbstzweifeln clever umgehen kann.

Aber: Wer das Gefühl hat, etwas läuft gerade ernsthaft schief, sollte vielleicht die Finger von „Unfuck Your Intimacy“ lassen. Die Fragen, die Harper aufwirft, könnten alte Wunden aufreißen.

Die kann ein Buch erfahrungsgemäß eher geht so verbinden, selbst wenn es wie dieses mit lustigen Gehirnen mit Hütchen illustriert und voller Schimpfworte ist.