FUCKED UP

The Chemistry Of Common Life

Am 10. September wurde in Genf der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger der Welt in Betrieb genommen, um die letzten Fragen der Physik beantworten: Wie ist das Universum entstanden? Und was hält es zusammen? Doch anstatt einen 27 Kilometer langen und drei Milliarden teuren Magnettunnel zu bauen, hätten die mehr als tausend beteiligten Forscher auch das neue Album von FUCKED UP anhören können, schließlich kann die Musik der kanadischen Band so mächtig wie der Urknall und dank der sphärischen Keyboards so unendlich weit wie der gesamte Kosmos sein - und zwar im selben Moment.

FUCKED UP sind für Punk, was Stephen Hawking für die Astrophysik ist: Sie schaffen es, ihrem Betätigungsfeld wirklich neue Erkenntnisse abzutrotzen. Deshalb ist die Musik auf "The Chemistry Of Common Life" letztendlich so allumfasssend wie die Encyclopædia Britannica und genauso schwer zu beschreiben wie der Higgs-Mechanismus.

Es sind eben nicht alle solche Genies wie FUCKED UP, die es sogar fertig bringen, die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, mit so wenigen Worten zu beantworten, wie noch kein Mensch vor ihnen: Der Song "Looking for god" ist ein gut dreiminütiges Instrumental.

Doch 10,000 Marbles, Mustard Gas, Pink Eyes, Mr. Jo, Concentration Camp und Young Governor wissen nicht nur alles über den Anfang, sondern auch über das Ende unserer Existenz, wie "Twice born" beweist: "And over time we let go of our dreams / And our flesh turns grey / And then that flesh turns to bone / And then that bone turns to dust / And then that dust blows away / And everything we were dissipates".

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