AUTOZYNIK

Nye Kartofler

Jaaaaa ... Also ... Puh ... Tiefdurchatmen, sagt sich hier der Kritiker, steht er doch ziemlich ratlos vor „Nye Kartofler“, dem (zweiten?) Album von AUTOZYNIK aus München, veröffentlicht schlappe zehn Jahre nach dem Debüt, über das Alex von Streit damals schrieb: „Wenn Anarchie eine Melodie hat, dann ist es diese.

Mal sehen, wie lange die noch frei rumlaufen dürfen.“ Nun, die bayerischen Behörden haben offensichtlicht besseres zu tun als etwas seltsame Musiker festzusetzen, vor deren Schaffen man steht wie der Verkehrspolizist vor einer Unfallsituation, bei der es mal wieder ein Rentner geschafft hat, mittels Fehlbedienung der Automatikschaltung seines Mercedes auf einem Parkplatz innerhalb von 30 Sekunden zehn Autos und fünf Passanten zu demolieren.

Man fragt sich, sich dabei am Kopf kratzend, wie man sowas schafft. Die Grundzutat, die auch andere Rezensenten schon erkannt haben, sind EA80, aber da die aus München-Gladbach kommen (ehrlich, so hieß das Kaff am Niederrhein bis 1933 oder so) und die hier aus München, ist da ja irgendwie eine natürliche Verbindung gegeben.

Düsterpunk also, von der Gitarre her, und vom Gesang. Ansonsten aber auch Tröten, und Folkloristisches, und QUEEN und NOVOTNY TV. Und vor allem: Don’t call me Deutschpunk! Und auch: Jedes Lied klingt anders.

Und die Texte: Gaga. Dada. Haha. Ich zitiere aus „Frühlingslied“: „Gott ist mir doch völlig scheißegal / Ich bete beim Scheißen und spritz dir in die Bibel“ Herrgott, beim Scheißen möge der Blitz sie treffen! Kommunisten-Atheisten! Aber Quatsch sind die Texte nur manchmal, unterm Strich sind sie überlegt und durchdacht und mit Aussage und so, und richtig gut.

Ein Album, das einen ratlos zurücklässt, weil so eigenwillig und freigeistig – so, wie man sich Punk ganz ursprünglich vorstellt. Kommt nur als LP, auf weißem Vinyl und mit Klappcover. (Diese Band war auf der Ox-CD #90 zu hören)