ADDITIONAL TIME

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Mehr als 100%

Was gibt es Neues im deutschen Hardcore? Mit ADDITIONAL TIME kommt eine Band aus dem Saarland, einem in diesem Genre eher unterrepräsentierten Bundesland. Was die Band bislang auf ihren Touren mit den großen Namen der Szene erlebt hat und wie es zur Zusammenarbeit mit UNEARTH auf ihrem neuen Album „Dead End“ kam, verraten uns Frontmann Christian und Gitarrist Achim. Zudem zeigen die beiden auch, dass man als Journalist mit Vergleichen ganz falsch liegen kann.

Stellt euch doch kurz mal vor. Und vor allem wie seid ihr zu eurem Bandnamen gekommen?

Christian: Christoph und Achim sind unsere beiden Gitarristen, Marco spielt Bass, Johannes Drums und ich singe. Übersetzt heißt „additional time“ ja „Verlängerung“, und wir haben das insofern interpretiert als Über-die Zeit-Hinausgehen, also in Richtung „mehr als 100% geben“. Damit wollten wir ausdrücken, dass alle in der Band mit viel Herzblut bei der Sache sind.

Das neue Album „Dead End“ kam im November dieses Jahres. Feiert ihr damit inoffiziell euer zehnjähriges Bandjubiläum?
Achim: Ja, wir haben 2011 angefangen, und wie das bei so einer langen Zeit oft passiert, sind einige Besetzungswechsel erfolgt. Wir haben in der Zeit mehrere große Touren gespielt – mit MADBALL, TERROR und SICK OF IT ALL –, ein Album sowie zwei 7“-Singles veröffentlicht. Entstanden sind ADDITIONAL TIME damals, als ein paar Freunde, die Musik machen wollten, sich getroffen und dann einfach immer weitergemacht haben. Auf einmal wundert man sich, wo die Zeit geblieben ist. Wenn man möchte, darf man das Album auch gerne als offizielles Zehn-Jahres-Jubiläum betrachten, hehe.

Eure Veröffentlichungen sind bislang fast alle bei Dead Serious Recordings erschienen. Never change a winning team?
Christian: Ja, bis auf die Split-7“ mit HUMAN ANIMAL, die Demons Run Amok Records herausgebracht hatte, sind alle Veröffentlichungen auf Dead Serious Recordings rausgekommen. Das hat folgenden Grund: Dead Serious gehörte anfänglich dem Sänger Chris, daher war es naheliegend, die Platte selbst zu veröffentlichen. Danach wurde das Label von Andy übernommen, den wir auch gut kennen, und da bot es sich an, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten, und wie man sieht und hört, macht er einen super Job. Wir empfehlen euch, das Label gerne mal auszuchecken, er hat viele geile Releases gemacht, wie ARCHITECTS, THE DEVIL WEARS PRADA oder auch TERROR und MADBALL. Außerdem hat er noch einige neue Sachen in der Pipeline, also stay tuned.

Während dieser Zeit habt ihr einen Haufen Konzerte gespielt. Was waren die Highlights?
Achim: Höhepunkte waren auf jeden Fall die angesprochenen Touren mit TERROR, MADBALL und SICK OF IT ALL. Besonders positiv fanden wir, wie familiär wir von diesen großen Bands aufgenommen wurden. Aber auch an kleinere Shows, vor allem im Osten Deutschlands, haben wir angenehme Erinnerungen, vor allem wegen des geilen Publikums.

Musikalisch gibt es auf „Dead End“ mal richtig auf die Zwölf. Mir sind beim Hören sofort ALL OUT WAR als Referenz eingefallen. Wie würdet ihr eure Mixtur beschreiben?
Christian: ALL OUT WAR hatten jetzt auf keinen von uns wirklich großen Einfluss für die Platte, aber hättest du das unserem Sänger Christian vor zwanzig Jahren gesagt, hätte er dich wahrscheinlich vor Freude geküsst.
Achim: Unsere Einflüsse sind zwar immer noch etwas Hardcore, aber heutzutage hauptsächlich Metal und Metalcore.

Beim Song „Unbroken“ greift ihr auf die Dienste von Trevor Phipps zurück, seines Zeichens Frontmann der Metalcore-Schwergewichte UNEARTH. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Christian: Wir haben unseren Mut zusammengenommen und ihn gefragt, und er hat sich den Song angehört und dann zugesagt. Das hatten wir natürlich nicht zu hoffen gewagt, und umso größer war unsere Freude, vor allem, weil UNEARTH bei einigen von uns zu den absoluten musikalischen Vorbildern gehören.

Das neue Album kommt, neben der CD-Version, in verschiedenen limitierten Vinyl-Farbtönen in die Läden. Seid ihr selber der Sammelleidenschaft erlegen? Was sind eure Lieblingsscheiben?
Achim: Da einige von uns selbst leidenschaftliche Sammler sind, haben wir uns genau deswegen für mehrere kleine Auflagen in coolen Farben entschieden, weil wir selbst auch Spaß daran hätten. Mit unseren Lieblingsplatten könnten wir jetzt wahrscheinlich einen Roman füllen, aber um den Rahmen nicht zu sprengen, nennen wir jetzt eine Lieblingsplatte pro Mitglied. „The Oncoming Storm“ von UNEARTH, „Iowa“ von SLIPKNOT, „Lowest Of The Low“ von TERROR, „Seventh Son Of A Seventh Son“ von IRON MAIDEN und „Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water“ von LIMP BIZKIT.

Liegt euch ein Song der Platte besonders am Herzen?
Christian: Ja, tatsächlich ist der Song „Stronger than death“ unserem Freund Andreas gewidmet, der leider 2019 von uns gegangen ist. Mit dem Lied wollen wir ihn verewigen, uns an ihn erinnern und an die gute Zeit, die wir mit ihm verbracht haben, sowohl auf Tour mit der Band als auch einzeln privat. Es ist uns sehr schwer gefallen, den Song so zu schreiben, dass er ihm gerecht wird, aber ich denke, wir haben es gut getroffen und auch unser Video, das wir zu seinen Ehren aufgenommen haben, ist sehr gut geworden. An dieser Stelle noch Danke ans Goosebump-Studio für die ausgezeichnete Arbeit.

Was steht bei euch in der Zukunft an?
Achim: Also erst mal würden wir gerne, so wie wahrscheinlich jeder, wieder Konzerte spielen und touren, aber das ist ja momentan nicht so einfach. Aber Songwriting-technisch stehen wir nicht still und arbeiten schon an ersten Songs für den nächsten Release.