GHØSTKID

Foto© by Jasmin Lauinger

Aufopfern für die Kunst

Ende März beginnt die lang erwartete Tour von GHØSTKID aus Gelsenkirchen, begleitet von der Veröffentlichung ihres brandneuen Albums „Hollywood Suicide“ am 22.03. Wir hatten das Vergnügen, mit Frontmann Sushi zu sprechen und Einblicke in die Tourvorbereitungen, Lieblingssongs und Glücksmomente zu erhalten.

Bald kommt euer neues Album raus. Gibt es eine spezielle Botschaft oder ein zentrales Thema, das du damit vermitteln möchtest?

„Hollywood Suicide“ steht eigentlich dafür, dass man alles aufgeben würde für diesen einen Traum, den man hat. Dass man eben bis zum Äußersten gehen würde und darüber hinaus, nur um genau das machen zu können. Es beschreibt die komplette Aufopferung für die Kunst.

Siehst du das so? Muss man sich aufopfern für die Kunst?
Nun, ich würde sagen, teilweise schon. Oder anders ausgedrückt: Man kommt nicht wirklich daran vorbei. Dies gilt nicht nur unbedingt für den Kunstbereich. Wenn etwas zu einem Teil deiner Persönlichkeit wird, weil du es liebst, dann wird es zwangsläufig einen gewissen Opferaspekt geben. Das bezieht sich auf alles, was man leidenschaftlich verfolgt. Ich denke, das ist entscheidend. Das muss so nicht sein, aber es geschieht automatisch, weil die Grenzen vielleicht nicht so klar sind.

Wie sieht es bei dir aus?
In meinem Fall handelt es sich um ein Soloprojekt. Das bedeutet, es gibt keine Wochenenden, keinen Urlaub und keinen Krankenschein. Manchmal frage ich mich selbst, wie verrückt es ist, das so zu machen. Aber es ist ein integraler Bestandteil von mir und daher gehe ich diesen Weg. Ja, es tut manchmal weh, ist beschwerlich und extrem stressig. Der große Unterschied besteht jedoch darin, dass man solche Opfer nicht für einen normalen Job bringen würde. Das ist der entscheidende Punkt.

Besteht nicht die Sorge, vor allem als Künstler, irgendwann auszubrennen?
Eine interessante Frage. Die Sorge an sich nicht unbedingt. Dennoch denke ich, dass es mir schon einige Male passiert ist. Trotzdem findet man immer einen Weg heraus. Ich glaube, es ist wichtig, auf sich selbst zu hören. Wenn man spürt, dass das, was man tut, sich nicht mehr gut anfühlt oder man das Ziel aus den Augen verliert, muss man dafür sorgen, die Verbindung wiederherzustellen. Ich glaube nicht, dass man ausbrennt, weil man zu intensiv an etwas arbeitet, was man liebt, sondern weil der Druck zu hoch ist, auch von außen.
Lass uns über den Song „Heavy rain“ sprechen, der ein ernstes Problem behandelt, nämlich häusliche Gewalt.

Wie wichtig ist es für dich, auch solche weniger schönen Themen anzusprechen?
Ich schreibe alle Songs selbst und für mich geht es dabei nicht darum, ein bestimmtes Thema zu erwähnen, sondern es dient mir als Ventil. Durch GHØSTKID kann ich ausdrücken, was ich vielleicht verbal nicht ausdrücken könnte oder würde. Diese Gefühle fließen dann in einen Song, und dadurch verstehe ich sie für mich selbst auf eine andere Weise. „Heavy rain“ ist ein Song, der entstand, weil ich oft in Situationen war, in denen ich so etwas erlebt habe. Dabei geht es nicht nur um häusliche Gewalt, obwohl das auch ein Aspekt ist, der damit verbunden ist, sondern generell um toxische Beziehungen und deren Auswirkungen. Als ich den Song schrieb, ging es mir wirklich schlecht, weil ich mich aktuell in einer solchen Situation befand. Ich glaube, alles, was ich schreibe, ist etwas, das vorher in meinem Kopf war und raus wollte. Ich sage mal so: Ich schreibe nicht über Dinge, auf die ich hinweisen möchte, sondern über das, was mich persönlich betrifft oder berührt. Das ist meine Herangehensweise.

Schreibst du auch über positive Dinge oder ist es vorwiegend die Verarbeitung negativer Erlebnisse?
Wenn ich über positive Themen schreibe, geschieht das tatsächlich oft in einem negativen Kontext. Es sind Geschichten von Befreiung oder Ähnlichem. Zum Beispiel ist mein Song „FSU“ im Grunde genommen positiv, da er sich damit befasst, dass man akzeptieren sollte, dass man vielleicht anders ist und dass es sogar eine Art Kunstform ist. Die Antwort lautet also, wenn ich über positive Dinge schreibe, haben sie trotzdem oft einen negativen Hintergrund.

Wie definierst du für dich Glück? Welche Dinge machen dich wirklich glücklich?
Momentan befinde ich mich in einer herausfordernden Phase. Vielleicht ist es gut, das so zu sagen. Ich habe keine Absicht, mich vor irgendetwas oder jemandem zu verstecken. Das sind meine Gedanken und Gefühle und dazu stehe ich. Es gibt viele Dinge, die mich glücklich machen, aber gegenwärtig gestaltet sich das schwierig. Das Hauptproblem besteht darin, dass man sich manchmal in einem Zustand oder Umfeld befindet, die es einem schwermachen zu spüren, was einen wirklich glücklich macht. Natürlich ist es schön, das Album jetzt veröffentlicht zu haben und Songs zu schreiben, die einem ein gutes Gefühl vermitteln. Ich sage oft: Wenn es mir wirklich schlecht geht, dann muss ich Musik machen. In dem Moment ist alles kurzfristig wieder gut und sämtliche Ängste verschwinden. Das ist mein Zufluchtsort, mein Zuhause. Auch Freunde und die gemeinsam verbrachte Zeit machen mich glücklich.