LAWRENCE ARMS

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Midwestern Beer Belly Despair Rock

„The Greatest Story Ever Told“ heißt das jüngste Baby des Trios LAWRENCE ARMS aus Chicago. Drängte sich bei den Vorgängeralben noch ein ALKALINE TRIO-Vergleich auf, schlagen die LAWRENCE ARMS nun den Haken. „Vielseitiger Punkrock“ ist der Stempel, den man der Band anno 2003 aufdrücken kann. Und so gestaltet sich das Werk auf der einen Seite sehr abwechslungsreich, auf der anderen einer strikten Thematik folgend. Zirkus und Zirkusleben steht auf der Tagesordnung und wird in Punk, Pop, Melodien und Ideenreichtum gekleidet. Eines Abends im September hing Sänger/Bassist Brendan am anderen Ende des Fernsprechers, und während hier die Sonne unterging, mampfte man am anderen Ende die morgendlichen Corn Flakes.

Brendan, euer neues Album heißt „The Greatest Story Ever Told“. Es ist eine verrückte Platte geworden.


Auf jeden Fall. Ich denke, dass das Album unser bestes Album bis dato ist, zur gleichen Zeit aber verrückt ist. Du hast einerseits eine Thematik, die sich durch das ganze Album zieht: Der Zirkus und das Zirkusleben. Die Platte klingt anders als ‚Apathy And Exhaustion‘, und dann ist da noch der eigentliche Kontrast zum geradlinigen Thema: Die Songs sind sehr unterschiedlich. Natürlich ist das Album immer noch ein Punkrockalbum, aber es besitzt Seiten, die wir vorher noch nicht gezeigt haben.

Ich hatte erwartet, dass euer neues Album eine straighte Punkrock-Platte wird, nach eurem Song auf dem letzten Fat Music-Sampler zu urteilen.

Da hast du dich getäuscht. Es sind natürlich auch Songs dieser Art auf dem Album, zum Beispiel ‚On With The Show‘. Wir haben aber versucht, wirklich anders zu klingen als auf unseren Vorgängeralben. Es macht keinen Sinn für uns, immer wieder das gleiche Album aufzunehmen. Und dann entwickelte sich die Idee, in jedem Song etwas unterzubringen, was mit Zirkus zu tun hat.

Aber zielen die Texte nicht darauf ab, dass sich jeder seinen eigenen Kopf macht?

Ja, das kommt daher, dass wir durch Amerika und die Welt touren, jeden Abend auf die Bühne gehen und dem Publikum Songs vorspielen und dazu eine Show auf die Beine stellen. Und nach einer Stunde gehen wir wieder von der Bühne. Touren ist so, als ob du Artist in einem rumreisenden Zirkus bist, obwohl du wahrscheinlich betrunkener bist, als die Leute vom Zirkus. Viele Leute sehen Punkrock als total ernstes Business. Das ist es nicht, es geht darum, Spaß zu haben und Leute auf Shows zu unterhalten. Wenn du dabei eine politische oder sonstige Message rüberbringen kannst, dann ist das super. In erster Linie aber unterhältst du als Band die Leute auf den Shows. Leute, die Punkrock zu wichtig nehmen, verlieren den Spaß an der Sache. Punkrock ist natürlich wichtig, aber wenn du es nur bierernst nimmst, dann geht viel verloren, finde ich. Auch die politischste Band der Welt unterhält die Leute. Es gibt Lehrer, die unterrichten, es gibt politische Aktivsten. Du bist in einer Band, du bist Musiker. LAWRENCE ARMS ist eine politische Band, aber wir sind eben nur eine Band – das ist alles. Wir sind weder Lehrer noch Aktivisten.“

Haben also einige Texte auf „The Greatest Stoy Ever Told“ einen politischen Hintergrund?


Das schon, aber nicht so offensichtlich. Chris und ich waren vor LAWRENCE ARMS bei den BROADWAYS, eine sehr politische Band. Als wir mit den BROADWAYS sehr direkte politische Texte geschrieben haben, fühlte ich, dass es nicht das war, was mir am besten gefiel. Ich fühlte mich nicht sehr kreativ. Du legst die Fakten dar, aber das war es. Und die Leute missverstehen häufig die Quintessenz der Texte. Die Kids kommen nach der Show zu dir und diskutieren mit dir, verstehen dabei aber nicht, dass du nur deine persönliche Sichtweise hinsichtlich verschiedene Dinge ausdrückst, und nicht als Prediger auftreten willst. Bei LAWRENCE ARMS verpacken wir unsere Ansichten in Metaphern und lassen den Leuten die freie Interpretation. Und das ist, wie ich finde, die coole Sache an Musik, dass du sie interpretieren kannst und deine eigene Sicht einbringen kannst. Außerdem kannst du bei ‚The Greatest Story Ever Told‘ auch persönliche Sachen sehen.

Vor zwei Jahren, als ihr noch auf Asian Man wart, kamen zeitgleich zwei Split-Singles von euch raus. Mit den CHINKEES und SHADY VIEW TERRACE. Wie kam es dazu?


Zu der Zeit haben wir viele Songs geschrieben. Und dann hatten wir einmal fünf Songs und einmal vier Songs, die wir gerne aufnehmen wollten. Die Idee, Split-Singles zu machen, hatten wir schon eine ganze Weile. Und dann ergab es sich, dass Asian Man die Sachen rausbringen wollte.