Legendäre Compilations: Street Level

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20 New Wave Hits (LP, Ronco, 1980)

Früher, bevor Algorithmen uns neue Musik präsentierten, waren Sampler so ziemlich die einzige Möglichkeit, neue Bands kennen zu lernen. „Street Level – 20 New Wave Hits“ enthält nicht nur Songs von allen damals (und auch heute noch) wichtigen und angesagten Bands, sondern vermittelt eben auch einen Eindruck davon, was unter Punk respektive New Wave ursprünglich einmal zu verstehen war. Klassischer Punkrock wie „Pretty vacant“ von THE SEX PISTOLS, und „The sound of the suburbs“ von THE MEMBERS trifft auf Pop-Punk wie „Have you ever fallen in love“ von THE BUZZCOCKS und „Banana splits“ von THE DICKIES (mit Kinderchor), oder Pre-Hardcore wie „Butcher baby“ von THE PLASMATICS (mit Motorsäge).
Es gibt hier ehemalige Punkbands der ersten Stunde, die sich weiterentwickelt haben, wie THE SKIDS mit „Circus games“ (stammt bereits von deren drittem Album), GENERATION X mit Billy Idol (sang später auch softe Balladen wie „Eyes without a face“), hier mit dem Titeltrack ihres zweiten Albums, „Valley of the dolls“, BOOMTOWN RATS, die Band des „Live Aid“-Mitorganisators Bob Geldorf („Someone’s looking at you“ von ihrem dritten Album) oder MAGAZINE, die neue Band des ersten BUZZCOCKS-Sängers Howard Devoto, mit „Sweetheart contract“ (auch hier ein Song vom dritten Album), sowie John Lydon (ex-Rotten) mit seiner neuen Band PUBLIC IMAGE LTD.
Klassische New-Wave-Acts wie XTC, hier natürlich mit ihrem Hit „Making plans for Nigel“, Gary Numan („We are glass“, hier schon solo, ohne TUBEWAY ARMY) oder der ursprüngliche ULTRAVOX-Sänger John Foxx („Underpass“) sind ebenso dabei wie Bands, die irgendwie mit zur Punkbewegung gehörten, auch wenn sie keinen Punkrock spielten: THE STRANGLERS, hier natürlich mit „No more heroes“, BLONDIE mit „Denis Denis“, die TOM ROBINSON BAND mit ihrem 1977er Hit „2, 4, 6, 8, motorway“, PRETENDERS „Brass in pocket“ (die Band um Chrissie Hynde veröffentlichte gerade ihr elftes Studioalbum „Hate For Sale“) oder Ian Dury mit „Reasons to be cheerful part III“.
Die einzigen musikalischen Ausreißer sind das Schlussstück „You always find me in the kitchen at parties“ vom englischen Singer/Songwriter Jona Lewie (offenbar war noch Platz), sowie der damalige Chart-Hit „A walk in the park“ von der NICK STRAKER BAND – ob das noch New Wave oder schon Disco ist, darüber darf ausgiebig gefachsimpelt werden. „Street Level“ demonstriert eindrucksvoll, was damalige Plattenfirmen uns alles als New Wave verkaufen wollten, denn zusammengestellt wurde dieser Sampler von Pushbike Records, einem Billiglabel, das eigens gegründet wurde, um die Werbekampagnen der großen Majorlabels zu unterstützen.