TOTAL CHAOS

Foto© by Jaca Curlic

Belesene Hardcore-Punks

Die Hardcore-Punk-Band TOTAL CHAOS aus Los Angeles, die 1995 mit ihrem Auftritt auf den Chaostagen in Hannover in die Annalen des Punk einging, war letztes Jahr wieder mal in Europa unterwegs. Ihr Gig im Kölner Sonic Ballroom zeigte nachdrücklich, dass sie es live noch immer draufhaben. Danach gingen sie mit ACIDEZ auf US-Tour. Jetzt ist ihr neues Album „Mind Warfare“ erschienen. Wir sprachen mit Rob Chaos, Sänger und Gründungsmitglied, über die neue Platte, aber auch darüber, warum es wichtig ist, Bücher zu lesen.

Rob, euer neues Album heißt „Mind Warfare“. Warum habt ihr diesen Titel gewählt?

„Mind Warfare“ steht für Kriegsführung der fünften Generation. Dabei handelt es sich in erster Linie um nicht-kinetische militärische Aktionen wie Social Engineering, Verbreitung von Falschinformationen, Cyber-Angriffe und neue Technologien wie künstliche Intelligenz und völlig autonome Systeme. Es ist also kompliziert, aber es ist real!

Das letzte Album liegt nun schon acht Jahre zurück. Warum hat es so lange gedauert?
Nun, wir waren eigentlich seitdem konstant neun Monate im Jahr auf Tour, aber eigentlich sollte diese Platte bereits 2020 erscheinen, wurde aber verschoben, weil es zu dem weltweiten Lockdown kam. Aber 2022 haben wir wieder angefangen, daran zu arbeiten, und es fertig abgemischt.

„Rise up“, die erste Single, erinnert mich an DISCHARGE.
Ich denke nicht, dass es nach irgendjemand anderem klingt, aber ich mag DISCHARGE, also danke für das Kompliment.

Zu dem Song gibt es auch ein Video. Was wollt ihr damit ausdrücken?
Ich denke, der Text und das Video sprechen für sich selbst, aber für diejenigen, die es nicht gesehen haben: Es geht darum, vom System unterdrückt zu werden, oder von der Regierung, von der Familie, den Lehrern, den Beziehungen, was auch immer einem einfällt, und sich zu erheben und die Ketten der Unterdrückung zu sprengen.

Geht „No peace in the city“ in die Richtung von „Riot city“?
Ganz und gar nicht! In „Riot city“ ging es um die Unruhen in Los Angeles, die sich 1992 ereigneten, nachdem die Polizisten von allen Anklagen betreffend Rodney Glen King, einem afroamerikanischen Mann, der am 3. März 1991 Opfer von Polizeibrutalität wurde, freigesprochen worden waren. In „No peace in the city“ geht es um Uneinigkeit und Konflikte im täglichen Leben in einer Großstadt.

Wovon handelt der Song „McDeath“?
Es geht um die Sucht der Amerikaner nach diesem scheußlichen Fast-Food-Zeug und dessen schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit.

Spielt ihr in „Nation of war“ auf die derzeitige Situation in den USA an?
Es geht um die Tatsache, dass die USA seit dem Zweiten Weltkrieg in unendlich viele Kriege verwickelt waren. Der Grund dafür ist, dass die USA vom militärisch-industriellen Komplex überrollt worden sind.

Was bedeutet euer Song „Welcome to the New World Order“?
Ich bin mit Geschichte aufgewachsen, das war mein Hauptfach in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern. Manchmal verwende ich Sachen, die Leute in der Vergangenheit oder Gegenwart gesagt haben, um Songs zu schreiben. Dieser Song basiert auf einem Buch, das David Rockefeller Mitte der 1980er Jahre geschrieben hat, und auch auf einem Teil des Buchs von Ex-Präsident George Bush senior über seine Pläne für eine neue Weltordnung. Diese Bücher sind überall erhältlich, man muss sie nur lesen. Ich habe es getan und die Ansichten dieser Leute sind ziemlich beängstigend. Und die Macht, die diese Leute haben, ist sogar noch beängstigender, also habe ich ein Lied darüber geschrieben. Es ist interessant zu sehen, was die sogenannten Eliten zu sagen haben. Manchmal wird es wahr, manchmal geht es unbemerkt vorüber. Aber erinnert euch, Adolf Hitler schrieb 1925 sein Buch „Mein Kampf“ – 14 Jahre bevor er mit dem zweiten Weltkrieg die Hölle auf Erden entfesselte! Wenn also sogenannte Eliten etwas in einem Buch schreiben, dann achte ich darauf! 1992 habe ich einen Song mit dem Titel „The final solution“ geschrieben und die erste Zeile lautete: „Are you ready for the new world?“ 1991 sagte George H. W. Bush im Fernsehen: „We are working for a New World Order.“ Auch sein Sohn George W. Bush sprach ein paar Mal im Fernsehen darüber, ganz zu schweigen von Bill Clinton und Barack Obama, die das ebenfalls in ihren Reden thematisierten.

Wie war die Europatour? Was waren die Highlights für euch?
Es war großartig, aber am besten haben mir einige Festivals gefallen, wie zum Beispiel das Obscene Extreme in der Tschechischen Republik, das war fantastisch!

Wenn man sich euren Tourplan ansieht, hat man das Gefühl, dass ihr ständig unterwegs seid. Wie schafft ihr das, zumal du in der Nähe von Bremen lebst?
Wir sind ständig unterwegs, und ich weiß wirklich nicht, wie wir das schaffen, aber wir schaffen es. Wo wir wohnen, ist eigentlich egal, weil wir sechs bis neun Monate im Jahr nicht zu Hause sind, hahaha.

Ihr spielt live immer noch „Punk no die“ oder „Riot city“. Was bedeuten euch diese Tracks?
Das sind zwei unserer frühen Songs, aber sie handeln von realen Begebenheiten, daher haben sie uns und auch viele andere Leute ein große Bedeutung.

Eure Pläne für die Zukunft?
Wir haben eine weitere Welttournee geplant und werden auch anfangen, eine neue Platte aufzunehmen. Wir versuchen, uns auf Trab zu halten.