TRIXSI

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Erfolgreich gescheitert

Gegründet in der Pandemie hat die Hamburger Band um Sänger Jörkk (LOVE A, SCHRENG SCHRENG & LA LA) und Gitarrist Torben weniger Zeit bei Konzerten verbracht, als ihnen lieb war. Nun steht Album Nummer zwei an: „... And You Will Know Us By The Grateful Dead“. Warum TRIXSI doch einfach TRIXSI sind, verraten die beiden hier.

Vor zwei Jahren haben wir euch gefragt, ob es ein schlechteres Jahr gibt, als 2020 ein Debütalbum rauszubringen. Jetzt ist 2022 und ihr kommt mit der zweiten Platte um die Ecke. Ist das jetzt ein besseres Jahr für ein Album?

Torben: Es gab zumindest für uns keine schlechtere Zeit, ein Album zu schreiben, da wir uns wegen der Pandemie kaum gesehen haben. Daher gab es einfach diesen Spaßfaktor beim Proben nicht mehr. Wir haben am Ende neben ein paar Einzelproben so an zwei, drei Wochenende die Platte grob geschrieben und dann einfach einen Studiotermin mit Kristian gebucht und es drauf ankommen lassen. Im Studio sind dann eigentlich erst der ganze Irrsinn und die Arrangements entstanden. Also die TRIXSI-Liebe war schnell wieder da, aber wo das hinführt, war bis zum Schluss unklar. So hat der Basser Gitarrensoli gespielt, der Drummer die Single geschrieben und das Intro hin gestümpert etc. Alles Hirngespinste aus dem Hause TRIXSI. Ich erinnere noch den Satz: „Klaus mach mal ’nen Affen ins Mikro“, als wir nicht weiterwussten. Was nun kommt, wissen wir nicht. Zumindest sieht es gut aus, dass die Festivals diesen Sommer stattfinden, wo wir ein paar Releaseshows haben werden und wieder spüren, dass wir am Leben sind. Letztendlich geht es uns eh nur darum, ein paar weitere Geschichten zu sammeln, die wir uns später im Altersheim immer und immer wieder erzählen können. Das wird sicher klappen und im Herbst dann Lockdown und Impfgegnergesülze. Kotz.
Jörkk: Das hat ja, wie so vieles, zwei Seiten. Es war letztes Jahr das denkbar schlechteste Jahr, um ein Album live zu präsentieren. Zum Platten verkaufen konnte man sich allerdings kaum ein besseres aussuchen. So war die Sache zumindest für unser Label Glitterhouse nicht ganz so enttäuschend wie für unsere Bookerin Dominique bei Audiolith und das Publikum, das sich Live-Auftritte gewünscht hätte ... Und natürlich war das für uns Knuddeläffchen, die sich so kaum gesehen haben, echt doof. Wobei wir ja immerhin eine Platte miteinander aufnehmen konnten ... Dieses Jahr darf man vielleicht wieder live spielen, dafür wollen das aber alle und es kommen unfassbar viele Releases raus. Optimal ist das sicher auch nicht. Aber darauf kann man ja als funktionierende Band nicht wirklich Rücksicht nehmen. Der Kram entsteht eben und dann wird er auch veröffentlicht. Dass die Gegebenheiten schlecht sind, ist dann eben so. Man feiert ja auch Weihnachten, wenn es mal nicht schneit ...

Normalerweise wächst man ja von Album zu Album zusammen, geht auf Tour, spielt Konzerte ... das hattet ihr jetzt alles nicht. Fühlt sich das manchmal falsch an, dass euch da was fehlt?
Torben: Für unsere Körper war es sicher gut, haha! Ich habe in den letzten zwei Jahren so wenig Alkohol getrunken wie noch nie, weil ich einfach ein Highlight-Partytyp bin. Was deine Theorie angeht, weiß ich aus Erfahrung, dass sich Bands von Album zu Album, Tour zu Tour, Erwartung an Erwartung eher auseinanderleben. Dass wir uns immer noch so lieben wie am Anfang, fühlt sich also irgendwie falsch an, aber ist auch total gut.
Jörkk: Genau wie Torben sagt, also bezogen auf TRIXSI. Andererseits wuchs die Vorfreude, endlich wieder zusammen losfahren zu dürfen. Und natürlich fehlt was! Die Dreifaltigkeit sind ja der Bandalltag und das Miteinander, das Touren und Alben rausbringen. Und wenn eines davon fehlt, ist das schon Kacke. Wie alkoholfreies Bier oder Sekt ohne Kohlensäure.

Ein neues TRIXSI-Album kommt, LOVE A haben auch gerade ein neues Album angekündigt. Wie funktioniert diese „Doppelbelastung“? Leidet da auch manchmal die Kreativität, wenn einzelne Bandmitglieder so viel Output haben?
Torben: Bei mir leidet bei Abstinenz der anderen vor allem mein Kopf. Ich habe dann so Bock, Lieder zu schreiben, wegzufahren und immer mehr und mehr Ideen. Corona war daher echt hart. Ich kann das dann schwer ordnen manchmal. Manchmal bin ich aber auch einfach neidisch, haha! Die neue LOVE A-Single ist so gut. Bestes Lied seit Jahren und so schön düster. Da fühle ich mich wieder wie eine Schülerband.
Jörkk: Haha ... Danke, danke. Also in meinem Falle schadet die Dreifachbelastung in Sachen Bands der Sache null. Das befruchtet sich eher alles gegenseitig. So viel Output ist das am Ende auch gar nicht. Schau mal: Andere Bands nehmen zwanzig Songs auf und dann schaffen es nur elf aufs Album. Das gibt es bei uns nie. Bei keiner meiner drei Bands. Wir schreiben immer unter totalem Zeitdruck neun bis elf Lieder und hoffen, dass alle gut genug sind ... Was weglassen oder „auf Halde“ schreiben ist nicht drin. Das wirkt jetzt wahrscheinlich nur so geballt, weil letztes Jahr die SCHRENG SCHRENG & LA LA-Platte „Projekt 82“ kam, und dieses Jahr dann die anderen beiden Bands veröffentlichen. Geschrieben wurden die Songs aber ja tatsächlich sowieso spontan an drei oder vier Wochenenden und das über drei Jahre verteilt. Das laugt überhaupt nicht aus, wirkt aber hammermäßig, haha.

Damals habt ihr auch gesagt, dass der Plan war, einfach ein paar Seven Inches zu veröffentlichen. Jetzt seid ihr beim zweiten Album angekommen. Ist der Plan erfolgreich gescheitert?
Torben: Erfolglos gescheitert. Wir hatten den Plan ja tatsächlich wieder aufgegriffen und vom Label schon abgesegnet bekommen. Wir wollten mehrere Seven Inches rausbringen und dann später als Album zusammenfassen. Diese Rechnung hatten wir aber ohne den derzeitigen Stau in den Presswerken gemacht. Das ist schon wirklich heftig. Die LP kommt auch nur so schnell, weil Glitterhouse einen Termin zum Pressen geblockt hatte, nachdem wir wussten, dass es mit den Seven Inches nichts wird.