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AS FRIENDS RUST

Any Joy

Warum sollte ausgerechnet das gerade mal zweite Album von AS FRIENDS RUST ein Anwärter auf die Platte des Jahres sein? Weil ich seit der Ankündigung von „Any Joy“ und der dazugehörigen Tour durch Deutschland keine Sekunde schlechte Laune mehr hatte – und das in Zeiten von Klimawandel, AfD und Fußballsommerpause. Die Band um Sänger Damien Moyal, den wahrscheinlich einige noch als Frontmann von CULTURE abgespeichert haben, lebt mittlerweile über die gesamten Vereinigten Staaten verteilt. Deshalb passt es hier nicht mehr, von der Band aus Gainesville zu sprechen. Dabei klingen AS FRIENDS RUST in Songs wie dem Opener „Final form“ oder auch auf der ersten Single-Veröffentlichung eben genau wie diese Band. Nach den zwei Songs von „Up From The Muck“ und einem Kurzauftritt auf der Booze Cruise im Jahr 2019 haben wahrscheinlich nicht nur die Fans Blut geleckt. Man habe weit mehr als die nun veröffentlichten sieben Songs geschrieben. Und wenn es sich gut anfühle und es auch noch jemanden interessieren würde, würde man am Ball bleiben, sagt der Sänger im Interview. Na, wenn das nicht mal schöne Aussichten sind und gleichzeitig auch ein Auftrag an die Hörerinnen und Hörer? Natürlich ist Vorfreude manchmal die schönste Freude, im Falle von „Any Joy“ sind es aber sieben neue Stücke der Band, die wie keine andere schon mit recht wenigen Songs einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Es ist dabei logisch, dass wir kein zweites „Coffee black“ oder gar „Encante“ bekommen, dafür aber gebührende Nachfolger zu „It’s more than music, it’s a hairstyle“ sowie „We on some next level shit“, die vor Gesellschaftskritik nur so strotzen. Sei es der oberflächliche Umgang mit irgendwelchen Emojis in den sozialen Netzwerken oder unsere Abhängigkeit von Jobs, die uns nur Lebenszeit stehlen. AS FRIENDS RUST, und in dem Fall besonders Moyal, versuchen keine Antworten zu liefern. „Any Joy“ ist mehr als nur „Fick das System!“. Hier werden Fragen aufgeworfen und gleichzeitig auch nicht beantwortet. Wie soll das auch gehen, wenn doch jede oder jeder von uns anders mit dem eigenen schlechten Gewissen umgehen muss. Das zweite Album seit „Won“ aus dem Jahr 2001 holt diejenigen von uns besonders ab, bei denen, wie bei mir, AS FRIENDS RUST über die Jahre immer präsent waren, ja vielleicht sogar immer wichtiger wurden. Und das, ohne dabei allzu nostalgisch zu werden. „Any Joy“ klingt da zeitgemäß, wo es wichtig ist. An anderen Stellen besinnen sie sich auf ihre Stärken und es kommt die Frage auf: Warum nur sieben Songs? Antworten darauf werden Moyal und die Seinen auf ihrer Tour mit DON’T SLEEP geben müssen. „Welcome to AS FRIENDS RUST! We all know what that means.“ Oder um es mit „Positive mental platitute“ zu sagen: „Check out this tiny album. That’s how you know we care about you.“ Danke AFR! Das haben wir alle gebraucht.