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SPANISH LOVE SONGS

Brave Faces Everyone

In dieser Platte steckt so viel Frust und Schmerz, dass man sie besser nicht alleine hören sollte. Dabei liefen die letzten anderthalb Jahre doch genau so, wie eine Band es sich nur wünschen kann: die Konzerte werden immer größer, HOT WATER MUSIC adeln SPANISH LOVE SONGS mit einem Support-Slot auf ihrer Geburtstagstour und vor allem mausert sich „Schmaltz“ Schritt für Schritt zur Lieblingsplatte.

Eigentlich kein Anlass um sich zu beschweren, oder? Dass die Band zum Vollzeitjob geworden ist, merkt vor allem Sänger Dylan, den das ausgiebige Touren seinen Job kostete. In dieser euphorischen Stimmung meldet sich Stück für Stück die Realität zurück.

Was sich als glückliche Fügung für die Musik der Band aus Los Angeles herausstellt, ist für den Sänger und Hauptsongschreiber eine Möglichkeit, sich ein weiteres Mal die Sorgen von der Seele zu schreiben.

Mit „Brave Faces Everyone“ ist dabei ein Album herausgekommen, das das Wachstum der Band in dieser doch recht kurzen Zeit spiegelt. Vor allem Songs wie der Opener „Routine pain“ oder „Losers“ haben einen deutlichen Springsteen-Touch, während der Rest der Platte wunderbar schönen Punkrock zu bieten hat.

Überhaupt steckt sehr viel Springsteen in den zehn Stücken der Platte, handeln viele Songs doch von Problemen der Arbeiterklasse: Jobs, die kaum die Miete finanzieren können, ein soziales Netz, das viel zu löchrig ist, um irgendjemanden aufzufangen, sind genauso Themen wie der Umgang mit Depressionen.

Sänger Dylan ist es jedoch wichtig zu betonen, dass wir ja im Grunde zum Großteil selbst an unserer Situation schuld sind. Wir werden es uns nur erst dann bewusst, wenn die Probleme zu riesigen Bergen angewachsen sind, die eher einschüchtern, als dass sie zum Besteigen ermutigen.

All das verpacken SPANISH LOVE SONGS in Songs wie „Kick“ oder das so unglaublich traurige „Beach front property“. Dabei wirkt „Brave Faces Everyone“ beim oberflächlichen Hören gar nicht so furchtbar traurig.

Musikalisch kommt eher das Gefühl auf, dass es bei all dem Mist, der uns doch alle irgendwie umgibt, immer weitergehen muss. Warum also nicht gute Miene zum bösen Spiel machen, um wenigstens noch etwas Positives vom Leben zu haben? Anders als noch auf „Schmaltz“ drehen sich die Geschichten dieses Mal in erster Linie nicht zu 100% um das Seelenleben Dylans, betont er im Interview.

Die Platte spiegelt die Erfahrungen und Gefühle von Menschen, denen der Sänger in den letzten Monaten zugehört und bei denen sich am Ende doch herausgestellt hat, dass irgendwie alle im gleichen Boot sitzen.

Und wenn dieses Boot schon sinkt, dann lasst uns doch wenigstens bis zum Schluss gemeinsam Party machen. Dafür ist das dritte Album der Band nämlich bestens geeignet: Zusammen geht es uns auf jeden Fall weniger schlecht.

Deshalb also: „Brave Faces Everyone“ und weitermachen!