SPANISH LOVE SONGS

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Kein Vergnügen

„No Joy“ – der Name ist Programm bei dem aktuellen Album der Band aus L.A. Sänger und Gitarrist Dylan Slocum steht Rede und Antwort zur neuen Scheibe und deren Entstehungsgeschichte und verrät dabei auch, welches Thema dem Album zugrunde liegt.

Was kannst du uns über den Aufnahmeprozess von „No Joy“ erzählen?

Wir haben mit unserem Freund Collin Pastore in seinem Studio in Nashville fast den ganzen August 2022 an dem Album gearbeitet. Die ganze Erinnerung ist irgendwie verschwommen, da wir zehn bis zwölf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, gearbeitet haben. Es war eine der lohnendsten kreativen Umgebungen, mit denen ich je zu tun hatte, da wir alle in einem einzigen Raum saßen und die Arrangements für die Platte Stück für Stück zusammengebaut haben.

Mit deinen Worten: Was sind die markantesten Fortschritte von „No Joy“ im Vergleich zu „Brave Faces Everyone“?
Es ist weniger wütend und ein bisschen leichter zu hören. Musikalisch ist die gesamte Band auf einem anderen Level als auf „BFE“ – es ist nicht gleich offensichtlich, aber wir haben endlich Vertrauen in unsere Fähigkeiten.

Welches Thema liegt „No Joy“ zugrunde?
Dankbarkeit.

Wovon wurdet ihr während des Schreibens beeinflusst? Was hat dich zu bestimmten Songs inspiriert?
Inspiration ist schwer zu benennen. Es gibt eine ganze Strophe in „Haunted“, die entstand, weil ich eine Leiche auf dem Parkplatz eines McDonald’s in der Nähe meines Hauses sah. „Re-emerging signs of the apocalypse“ wurde teilweise durch meine Erinnerungen an die Zeit in einer Jugendgruppe nach dem 11. September inspiriert. Aber hauptsächlich geht es auf diesem Album um die Menschen, die ich liebe, und darum, sich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass wir einander nach und nach verlieren werden. Wie immer hängt also meine Besessenheit vom Tod über dem größten Teil des Albums.

Welche Rolle spielt das Schreiben neuer Musik in beunruhigenden Zeiten, wie wir sie jetzt als Gesellschaft erleben?
Ich bin mir da nicht sicher. Ich möchte nur, dass die Leute wissen, dass sie nicht allein sind mit dem, was sie fühlen.

Gibt es viele Fans, die sich an dich wenden, weil sie bestimmte Umstände, über die du singst, genauso empfinden?
Auf jeden Fall. Mit den Fans in Kontakt zu treten, ist eines der großen Privilegien, die wir haben. Das Leben ist manchmal hart – wir lieben es, uns mit anderen auszutauschen.

Gibt es irgendwelche Alben, Texte oder Bands, die auf dich die gleiche Wirkung haben? Gibt es Lieder oder Alben, die du nennen kannst, bei denen du dich verstanden fühlst?
Diese Alben kommen und gehen, wenn ich mich im Leben verändere. Als ich zwanzig war, vermittelte „Born To Run“ von Bruce Springsteen mir das Gefühl, dass ich die Welt beherrschen könnte. Das werde ich nie vergessen.

Über „No Joy“ hast du gesagt: „So gut waren wir noch nie darin, das, was ich in meinem Kopf höre, mit derart großer Klarheit zu übersetzen.“ Kannst du ein bisschen tiefer gehen und mir sagen, was das bedeutet?
Ein großer Teil der Arbeit eines Songwriters in einer Band besteht darin, den Song, den man im Kopf hat, in den Song zu übersetzen, den das Publikum hört. Aufgrund meiner mangelnden Fähigkeiten gehen oft große Teile dessen, was ich mit einem Song beabsichtige, bei der Übertragung verloren. Das ist dieses Mal weniger passiert. Diese Songs entsprechen mehr dem, was wir als Musiker sind und was wir hauptsächlich vorhatten.

Wie schreibt ihr Musik im Allgemeinen?
Das kommt auf den Song und das Album an. Dieses Mal wurden die Songs erst allgemein strukturiert, und die Band verbrachte die meiste Zeit damit, Elemente hinzuzufügen oder zu entfernen, bis es sich richtig anfühlte.

Hat sich der Prozess des Musikschreibens für euch als Band im Laufe der Jahre verändert?
Im Großen und Ganzen ist er derselbe geblieben. Ich beginne mit einer Textidee, schreibe eine grobe Version der Musik dazu und arbeite den Track dann mit der Band aus.

In „Clean-up crew“ fragst du dich, ob Menschen für das große Leben bestimmt sind. Was bewegt dich dazu, weiter deinen Träumen nachzujagen und nicht aufzugeben?
Der Song stellt die Frage, ob die Figuren in dem Song für eine ganz bestimmte Art von großem Leben bestimmt sind. Nicht jeder will das. Ich bin mir nicht sicher, was mich antreibt. Daher stammen viele der Fragen in diesem Song. Es ist sicher zum Teil eine Illusion. Und zum Teil Angst, dass ich an Langeweile sterbe, wenn ich aufhöre.

Auf „No Joy“ beschäftigst du dich mit einer Vielzahl von Gefühlen und Zuständen – gibt es eine Art roter Faden oder ein Motiv, das das Album zusammenhält? Wenn ja, würdest du es benennen wollen oder ist es etwas, das die Fans selbst herausfinden sollten?
Ich bin nicht jemand, der übermäßig erklärt, was etwas bedeuten soll. Ich bin viel mehr daran interessiert zu erfahren, was der Hörer denkt, was die Dinge bedeuten, denn das ist wirklich alles, was zählt. Sobald der Song veröffentlicht ist, ist es irrelevant, was ich mal beabsichtigt habe.

„Middle of nine“ hat mich sehr angesprochen – würdest du die Geschichte des Songs etwas näher erläutern?
Er handelt von meiner Großmutter, die starb, als wir im Februar 2022 auf Tournee waren. Sie war eine komplizierte Frau, die ich sehr geliebt habe. Vieles von ihrer Güte und ihren Fehlern hat sie auf mich übertragen.

Gibt es einen Song auf dem Album, bei dem du es kaum erwarten kannst, ihn live zu spielen und die Reaktionen der Fans zu sehen?
Alle von ihnen! Diese Songs haben im Studio einen Riesenspaß gemacht, also hoffen wir, dass sie auch live einen ganz neuen Spaßfaktor haben.

Gibt es eine Künstlerin oder einen Künstler, mit der oder dem du gerne zusammenarbeiten würdest?
Carly Rae Jepsen.

Möchtest du noch etwas hinzufügen?
Danke, dass du dir die neuen Songs angehört hast. Wir haben einfach den besten Job der Welt!