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MARC ALMOND

Enchanted

Erst kürzlich erschien das 1988er Album „The Stars We Are“ von SOFT CELL-Frontmann Marc Almond in einer Expanded Edition mit zwei CDs und einer DVD. Eine ähnliche Edition wird jetzt auch dem Album „Enchanted“ zuteil, das 1990 erschien, ein Jahr nach Almonds spartanisch instrumentierter Jacques Brel-Huldigung „Jacques“, was rückblickend ein ziemliches Kontrastprogramm darstellte. Zwar war bereits „The Stars We Are“, das mit der Coverversion des Gene Pitney-Songs „Something’s gotten hold of my heart“ einen von Almonds größten Hits enthält, deutlich kommerzieller als dessen Frühwerk, allerdings legte „Enchanted“ in Sachen Kommerzialität noch eine ordentliche Schippe drauf. Das Songmaterial ist gar nicht mal unbedingt schlecht, auch wenn kein Song so richtig hervorsticht, aber die Produktion und die Arrangements wirken so künstlich und steril, dass selbst der bekannte Almond’sche Pathos dieser Platte kein wirkliches Leben einhauchen kann. Die Edition als solche ist natürlich wieder vorbildlich, die noch zahlreiche B-Seiten (darunter das großartige Stück „The gambler“, neben „City of nights“ oder „The Libertine’s dream“, die alle besser sind als die regulären Albumtracks), Demoversionen und 12“-Remixe enthält, neben einer DVD mit drei Promovideos, zwei davon unter der Regie von John Maybury entstanden, der später das exzellente Francis Bacon-Biopic „Love Is The Devil“ drehte. Leider bleibt das Album darüber hinaus musikalisch eine ziemlich blasse Angelegenheit und hat sich auch gut dreißig Jahre später nicht in einen hübschen Schwan verwandelt. Das hier mehr drin gewesen wäre, zeigt zum Schluss die Orchesterversion des Albumtracks „The desperate hours“, die die Qualitäten des Songs deutlich besser herausarbeitet.