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LA JUNGLE

Ephemeral Feast

Das pillenschluckende Smiley-Grauen der Neunziger namens Techno respektive Rave ging an mir zum Glück vorbei – wahrscheinlich mache ich deshalb heute noch das Ox, weitestgehend im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, und sitze nicht auf 55 kg abgemagert im Look eines mumifizierten Opas irgendwo sabbernd in der Klapse. Das heißt freilich nicht, dass ich nicht durchaus in der Lage wäre, gewisse klangliche Aspekte jener Jahre mit der nötigen Distanz wertzuschätzen. Dazu gehört beispielsweise jene trippige Rhythmik, die LA JUNGLE auch auf ihrem fünften Studioalbum zelebrieren. Roxie Rookie und Jim Frisko Binwette, die aus Mons, Belgien stammenden Menschen hinter diesem „handmade techno“ (oder heißen sie Mathieu und Rémy ...?) schrieben „Ephemeral Feast“ im Frühjahr 2020 und nahmen dann mit Hugo-Alexandre Pernot am Mischpult ein Jahr später das Ganze auf. Das Thema: Das Ende der Party – und zwar jener, die die Menschheit gerade noch feiert, als wären sie Teenager und allein zu Hause. Passend dazu das Artwork von Gideon Chase. Zwischen den Polen Noise, Kraut, Space und Trance verortete ich das Duo zuletzt, und ich bin ja nicht so der Tänzer (also gar nicht), doch bei LA JUNGLE live sollte es selbst dem/der Hüftsteifsten unmöglich sein still zu stehen. MASERATI und TRANS AM müssen hier (letztmalig) als Referenzpunkte genannt werden. Ein betörendes Album, again.