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MURDER CAPITAL

Gigi’s Recovery

Man sollte sich Zeit nehmen, um in die musikalischen Sphären von „Gigi’s Recovery“ vorzudringen, denn mit jedem Durchlauf gibt es immer wieder neue Finessen zu entdecken, die begeistern. Die unzähligen Vorschusslorbeeren, die den Dublinern bereits vor der Veröffentlichung auch nur eines einzigen Songs zuteil wurden, sind also durchaus gerechtfertigt. Doch wurde die Band kurz nach Erscheinen ihres Debütalbums „When I Have Fears“ durch die Corona-Pandemie harsch ausgebremst. Anstelle ausgedehnter Touraktivitäten drehten sie das Rad der Zeit zurück und verschwanden erneut im Studio. Herausgekommen ist ein komplexes Post-Punk-Werk, das sowohl musikalisch als auch textlich zu fesseln weiß. Disharmonische Gitarren, vertrackte Schlagzeugrhythmen, Synthesizer, Posaunen und Hörner, Elektrobeats und Drone-Anleihen verschmelzen nahtlos zu einem „nicht-linearen Konzeptalbum“, wie sie selbst im Interview verraten. Manchmal ist Fortschritt eben nur durch Rückschritt zu erreichen – und genau deswegen machen die fünf Iren hier einen großen Sprung nach vorn. Über allem thront dabei majestätisch die sonore Stimme James McGoverns, dessen tiefgründige Texte sich nahezu mantraartig über die Klanglandschaften legen. Eine geheimnisvolle Reise vertonter Poesie, gerade für Fans von THE TWILIGHT SAD, JOY DIVISION, EDITORS oder FONTAINES D.C.