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TAMI NEILSON

Kingmaker

Album Nummer acht der stimmgewaltigen Exil-Kanadierin, die „Kingmaker“ in Neil Finns Roundhead Studios in der neuen Wahlheimat Neuseeland einspielte. Neilson, seit früher Kindheit das Rampenlicht und Aufnahmestudios gewohnt (sie entstammt der Country-Familienband THE NEILSONS) wird als Baby von Roy Orbison in den Schlaf gewiegt, sang im Alter von zehn mit Kitty Wells und trat mit 18 mit Johnny Cash auf. Also eine „alte Häsin“ der Country/Soul/Rockabilly-Szene. Dass genau dieser Sound sich also wie ein roter Faden durch ihr Werk zieht, verwundert nicht, sie hat es buchstäblich mit der Muttermilch aufgesogen. Im Opener/Titeltrack klingt sie divenhaft, cineastisch, beinahe schon wie Shirley Bassey in ihren besten Momenten. Mit „Careless woman“ dreht sie dann richtig auf, um direkt danach beim üppig orchestrierten „Baby, you’re a gun“ echtes Hazlewood-Feeling zu verströmen. Zu den Highlights der sehr vielfältigen Platte gehört gewiss „Beyond the stars“, hier erfüllt sich Tami einen Traum, denn es handelt sich um ein Duett mit Country-Legende Willie Nelson; gemeinsam verarbeiten die beiden hier die Verluste von geliebten Menschen. Neilsons Bandbreite ist ganz enorm, sie kann wie im Schlaf zwischen aufgekratzten Soul-Punk-Nummern und streicherbeladenen Tearjerker-Balladen umswitchen, ohne dass sie irgendeinmal nicht glaubwürdig rüberkommt. Spannend auch, wie die detailversessene Produktion die volatile Stimmung einfangen und stets das rechte Maß an Dynamik beisteuern kann. Dass Tami ihre enorme Stimme zudem immer unter Kontrolle hat, macht das Album, neben den wirklich „deepen“ Kompositionen, zu einem lange anhaltenden Genuss.