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LIONHEART

Valley Of Death

Es ist ein heißer Augustabend 2019 und ich stehe zusammen mit meinem Konzertbuddy Mo vor der Bühne des Tells Bells Festivals in Villmar. Auf dieser werden gleich LIONHEART aus Kalifornien auftreten und ich bin erstmal skeptisch, denn irgendwie war ich durch mit dieser Band, die sich nach großem Erfolg zu Beginn des ersten Zweitausenderjahrzehnts im Jahre 2016 aufgelöst hatte.

Natürlich erst nachdem man noch den Hardcore-Jüngern das Geld aus der Tasche gezogen hatte. Man arbeitete im Hause LIONHEART damals auch mit der psychologischen Angst, man könnte etwas verpassen.

So wurde bereits Ende 2015 mitgeteilt, dass im Sommer des darauffolgenden Jahres die letzte Tour beziehungsweise der letzte LIONHEART-Gig in Deutschland stattfinden und die Tickets schnell vergriffen sein würden.

Auch das Merchandise von der Band, die im Jahre 2004 in Oakland gegründet wurde, würde es explizit nur noch bei den Gigs zu kaufen geben. Und ratzfatz klingelte die Kasse. Dadurch vielleicht angefixt, dehnte man die Tour noch etwas aus und spielte bis Ende November Konzerte in Europa, um sich erst dann aufzulösen.

Dass sich LIONHEART dann ein gutes Jahr später wieder zusammenfanden, fand ich einfach nur peinlich. Als Rob Watson und Co. schließlich nach einer guten Stunde Vollgas die Tells Bells-Bühne verlassen, bin ich wieder voll im „LHHC“-Modus.

Trotz aller Schwierigkeiten und Enttäuschungen hat die Band wieder alles in Grund und Boden geballert. Wie ihr Frontmann Rob im Interview in dieser Ausgabe anmerkt, sind der Band Starallüren so gut wie fremd und man geht offen auf die Leute zu.

Dementsprechend gespannt war ich auf das neue Album. Und auf dem räumen sie ähnlich ab wie bei dem Gig auf dem Festival. Es geht schon los mit dem Titeltrack. Dieser zu Beginn im Stil eines Intros gehaltene Opener macht nach knapp einer Minute klar, wo die Reise hingeht: Voll in die Fresse! Mit ihrer eigenen Mixtur, die sich zwischen Sprechgesang, Hardcore und Metal bewegt, verprügeln sie die ganze Welt.

Schon hier prasseln Breakdown-Wände und Crewshouts jenseits der Vorstellungskraft auf die Trommelfelle ein. Das anschließende „Burn“ ist dann von ähnlichem Kaliber, dabei wird es live bestimmt ordentlich abgehen.

Weitere Kracher wechseln sich anschließend ab. Besonders hervorzuheben ist aber ein Stück wie „Rock bottom“, bei dem STICK TO YOUR GUNS-Frontmann Jesse Barnett und Rob alles in Grund und Boden brüllen.

Selten einen so heftigen Track aus der Feder von LIONHEART gehört. Den Groove-Hammer des Albums liefern die Jungs aber mit „Before I wake“ mit Vokalunterstützung des Hip-Hoppers Mr. Jet Black.

Dieser ultrabrutale Crossover-Track erinnert ein wenig an BODY COUNT, nur unter dem Einfluss von reinem Amphetamin. Summa summarum geiles Ding, mit dem man LIONHEART die schlimmen Eskapaden verzeiht.