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GIANT SAND

Ramp

Schon seit einer Weile werden beim britischen Label Fire die Platten von GIANT SAND wiederveröffentlicht, die von Mitte der Achtziger bis Mitte der Neunziger zu den großen Innovatoren von Alternative Country in den Staaten gehörten. Inzwischen sorgt das Schaffen von GIANT SAND-Kopf Howe Gelb für weniger Begeisterung, ähnlich wie bei Neil Young, der auch bei Gelb seine Spuren hinterließ, sowie natürlich Johnny Cash. Zuletzt gab es misslungene Neueinspielungen von GIANT SAND-Klassikern wie „Valley Of Rain“ und „Ballad Of A Thin Line Man“, deren Sinn sich mir bisher nicht erschlossen hat. Dafür erinnert die Wiederveröffentlichung von „Ramp“ aus dem Jahr 1991 auf CD und Vinyl – im letzten Jahr wurde mit „Glum“ ein weiteres Neunziger-Jahre-Album neu aufgelegt – daran, was die Band aus Tucson, Arizona mal so speziell gemacht hat. Denn bei den 13 Songs von „Ramp“, eingespielt unter Beteiligung von Joey Burns und John Convertino von CALEXICO als rhythmischer Pulsgeber der Band und Gästen wie Victoria Williams, Rainer und Pappy Allen, zerlegen GIANT SAND einerseits gekonnt in anarchischer Beefheart-Manier amerikanische Traditionsmusik, um dieser im selben Moment auch wieder ohne ironische Brechung zu huldigen. Das mag man als schizophren empfinden, machte aber den großen Reiz dieser Phase im Schaffen von GIANT SAND aus, die dieses Wechselspiel gerade auf einem Album wie „Ramp“ in vollendeter Form präsentierten, eine bizarre wie roh-authentische Mischung aus Country, Jazz, Pop und Rock, inklusive der Gesangseinlage von Gelbs und Paula Jean Browns (von den GO-GO’S) viereinhalbjähriger Tochter Indiosa Patsy Jean Gelb. Dieses Highlight im Schaffen von GIANT SAND wurde auf einer zweiten Disc noch um sieben 1991 in den Mad Dog Studios mitgeschnittene Live-Aufnahmen ergänzt.